Kirche spricht von Verfolgungs-Kampagne - Neuer Bischof ernannt

Christ sein in Pakistan

Nach dem jüngsten Anschlag auf Christen spricht die katholische Kirche in Pakistan von einer regelrechten Verfolgungs-Kampagne. Das Massaker vom Wochenende sei kein Einzelfall, klagt die kirchliche Menschenrechtskommission "Justitia et Pax". Unterdessen wurde ein neuer Bischof für das Land ernannt.

 (DR)

Der 69-jährige Rufin Anthony, bislang Rektor des Priesterseminars von Karachi und Generalvikar von Faisalabad, ist am Dienstag zum neuen Bischof-Koadjutor der pakistanischen Hauptstadt-Diözese Islamabad-Rawalpindi ernannt worden. In dieser Funktion unterstützt er den Amtsinhaber Anthony Theodore Lobo , der das Bistum seit 17 Jahren leitet, und ist zugleich dessen designierter Nachfolger.

Die Berufung stehe aber nicht im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen und Angriffen auf Christen in der pakistanischen Region Punjab, hieß es in römischen Kirchenkreisen.

Anthony, 1940 in der Nähe von Faisalabad geboren, studierte in Karachi und an der römischen Urbaniana-Universität, wo er mit dem Lizenziat in Theologie abschloss. 1969 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend war er in seiner Heimat in der Gemeindeseelsorge sowie als Dozent für Theologie tätig. Seit 1996 war er Rektor des Priesterseminars von Karachi und zugleich Generalvikar in Faisalabad.

Kirche spricht von Verfolgungs-Kampagne
Seit Jahresbeginn habe es bereits 14 anti-christlichen Übergriffe gegeben, sagte ebenfalls am Dienstag der Sekretär der kirchlichen Menschenrechtskommission "Justitia et Pax" in Pakistan, Peter Jacob, der italienischen Tageszeitung "Il Giornale".

Bei einem Brandanschlag von mehreren Hundert Muslimen auf eine Christengemeinde in der Region Punjab waren am Samstag mindestens acht Menschen getötet worden; über 70 Häuser und zwei Kirchen wurden zerstört. Der Angriff sei geplant und auf ein Massaker angelegt gewesen, sagte Jacob dem Blatt. Dies belege die Tatsache, dass ein besonderer Brandtreiber benutzt worden sei, der sich nur sehr schwer löschen lasse.

"Gewisse Sympathie für die Extremisten"
Der lokalen Polizei wirft der "Justitia et Pax"-Sekretär eine gewisse Sympathie für die Extremisten vor. Auch in diesem Fall habe sie den Alarm der Christengemeinde zunächst ignoriert. Auch gegen Politik und Justiz erhebt Jacob Vorwürfe. Sie ließen die Schuldigen straflos davonkommen.

Die Regional-Regierung von Punjab ruft der Kirchenvertreter auf, entschieden gegen extremistische Gruppen vorzugehen. Es sei ihre Pflicht, die vielen Hass- und Drohbotschaften von Häuserwänden und Straßen zu entfernen. An die Regierung in Islamabad appelliert Jacob, die Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes in Erwägung zu ziehen. Die Beleidigung des Koran werde mit Gefängnis; eine Beleidigung des Propheten Mohammed mit dem Tod oder lebenslanger Haft geahndet. Dieses Gesetz werde oft für die Bereinigung persönlicher Probleme in Anspruch genommen, so Jacob.