EKD-Vertreter: Ängste überlagern Werte in der Asyl-Debatte

"Kirche soll nicht Politik machen, sondern sie ermöglichen"

Das Bündnis United4Rescue fordert faire und europaweit einheitliche Asylverfahren. Der Vorsitzende Thies Gundland sagte, Ängste seien oft stärker als christlich-humane Werte.

Die "Sea-Watch 4" / © Ruben Neugebauer (Sea-Watch e.V.)

Gundland, der auch Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, sagte im Interview der "Welt" (Freitag online), er glaube nicht, dass christlich-humane Werte in Vergessenheit geraten seien. "Aber sie werden oft überlagert von Ängsten, die sich vor allem in nationalen Bahnen bewegen." Die Mehrheit der Gesellschaft sei dennoch offen und hilfsbereit.

Das Bündnis United4Rescue besteht aus über 550 Organisationen, die gemeinsam das Schiff "Sea-Watch 4" betreiben. Sein Kauf geht auf eine Initiative der EKD zurück. Kirche solle "nicht Politik machen", so Gundlach, "sondern sie ermöglichen".

"Wir reagieren letztlich auf einen Missstand"

Seenotrettung betrachte er als Teil des diakonischen Auftrags der Kirche. Die EU habe zuletzt offenbar keine Notwendigkeit mehr gesehen, Schlepper zu bekämpfen und Menschen aus Seenot zu retten. "Letztlich reagieren wir als Kirche auf einen Missstand in der Europäischen Union, die zu wenig unternimmt. Wir sind eine Notlösung", sagte der Vereinsvorsitzende.

Wer den Kirchen vorhalte, dass sie lieber das Evangelium verkünden sollten, dem sage er: "Das können wir nur glaubwürdig tun, wenn wir auch danach handeln", erklärte Gundland. "Als Christ kann man nicht billigend in Kauf nehmen, dass Menschen ertrinken."

Die Annahme eines "Pull-Effekts", nach dem Rettungsschiffe mehr Migranten anziehen, hätten Studien widerlegt, fügte der EKD-Vertreter hinzu. Zudem sei es kein sachlicher Vorschlag, Leute ertrinken zu lassen, damit die nächsten erst gar nicht kämen: "Das ist zynisch", betonte Gundlach.


Quelle:
KNA