Kirche kritisierte vor der Wahl Caputovas Ansichten

Zuzana Caputova wird erste Präsidentin der Slowakei

"Zuzana, Zuzana!" Ihre Anhänger feierten am Samstagabend den Wahlsieg der Bürgeranwältin Zuzana Caputova. Die erste Präsidentin der Slowakei wurde allerdings vor der Wahl nicht von der katholischen Kirche unterstützt.

Zuzana Caputova wird erste Präsidentin der Slowakei / © Václav álek (dpa)
Zuzana Caputova wird erste Präsidentin der Slowakei / © Václav álek ( dpa )

Die liberale Anwältin Zuzana Caputova hat die Präsidentenwahl in der Slowakei klar gewonnen. Nach dem in der Nacht auf Sonntag veröffentlichten inoffiziellen Endergebnis erreichte die 45-Jährige im entscheidenden zweiten Wahlgang 58,4 Prozent der Stimmen. Ihr Gegner in der Stichwahl, der von den regierenden Sozialdemokraten nominierte EU-Kommissar Maros Sefcovic, kam auf 41,6 Prozent. Das slowakische Staatsoberhaupt hat ähnlich wie in Deutschland vorwiegend repräsentative Aufgaben.

In einer ersten Reaktion dankte die Wahlsiegerin den Wählern nicht nur auf Slowakisch, sondern auch in den Sprachen der ungarischen und der Roma-Minderheit, sowie auf Tschechisch für ihr Vertrauen, das sie als Signal der Veränderung interpretierte. Sefcovic gratulierte ihr zu ihrem Erfolg. Ihre Anhänger feierten sie mit Sprechchören "Zuzana, Zuzana!".

Kirche: Zu liberal

Der Erzbischof von Trnava, Jan Orosch, hatte die Gläubigen davor gewarnt, mit der Wahl von Caputova eine "Sünde" zu begehen. Ein Christ dürfe sich "nicht manipulieren lassen und Kandidaten wählen, die weiche Drogen, Euthanasie, Schwangerschaftsabbrüche, homosexuelle Ehen empfehlen und der Adoption von Kindern durch Paare gleichen Geschlechts zustimmen", kritisierte er die Kandidatin.

Vor der Stichwahl äußerte sich der Erzbischof dann aber nicht mehr. Er hielt sich an eine Entscheidung der Bischofskonferenz, keine Wahlempfehlung zu geben.

Caputova will Aufbruch und Erneuerung

Der Wahlkampf Caputovas stand unter dem Motto: "Veränderung". Diese Veränderung forderten Demonstranten nach der Ermordung des Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten über Monate auf Protesten ein. Sie wollten eine Slowakei, in der nicht länger Korruption und Vetternwirtschaft bis hinauf in höchste Regierungskreise das Bild des Landes beschmutzen.

Caputova, die selbst zu den Demonstranten gehörte, bot den Wählern eine neue Vision an: "Ich will ein anständiges, gerechtes und faires Land". Sie will sich vor allem für Rechtssicherheit einsetzen, für die Gesellschaftsschichten, die bislang vernachlässigt werden, und für den Umweltschutz. Damit ist sie zur neuen Hoffnungsträgerin geworden. Ob sie die Hoffnungen erfüllen kann, steht auf einem anderen Blatt.

Neue Präsidentin verfolgt Pro-EU-Kurs

Sie werde wie ihr parteiloser Vorgänger Andrej Kiska eine "klar pro-europäische Position" vertreten, sagte Caputova kurz nach Mitternacht. Kiska war nicht mehr angetreten.

Die formelle Amtsübergabe ist für 15. Juni festgelegt. Mit den Vertretern der sozialdemokratisch geführten Regierung von Regierungschef Peter Pellegrini erwarte sie eine "konstruktive Zusammenarbeit". In den nächsten Tagen wolle sie sich mit Vertretern der Regierung treffen, um die Zusammenarbeit zu besprechen.

Insgesamt waren am Samstag mehr als 4,4 Millionen Stimmberechtigte zur Wahl ihres neuen Staatsoberhaupts für die nächsten fünf Jahre aufgerufen. Die Wahl verlief bis zum Abend ohne nennenswerte Zwischenfälle. Auch viele Slowaken, die in den österreichischen und ungarischen Nachbargemeinden der Hauptstadt Bratislava oder in Tschechien leben, fuhren eigens über die Grenze, um an der Wahl teilnehmen zu können, die nur im Inland möglich ist.


Quelle:
KNA , dpa