Kirche geißelt Willkür und Gier der Industrie

Werkverträge = "Menschenhandel"

Zum Tag der Arbeit hat der Vechtaer katholische Geistliche Peter Kossen erneut die Praxis der Werkverträge in der Fleisch-Industrie scharf kritisiert. Das System stütze sich vielfach auf das skrupellose Geschäft krimineller Subunternehmer.

Peter Kossen / © Ingo Wagner (dpa)
Peter Kossen / © Ingo Wagner ( dpa )

Das sagte er auf einer Kundgebung zum 1. Mai in Vechta. Ihrer Willkür und Gier seien Werkvertrags- und Leiharbeiter schutzlos ausgeliefert. Die Fleischindustrie habe es vorgemacht, viele andere Branchen hätten sich ein Beispiel genommen.

Kossen geißelte die Praxis als "Menschenhandel". Ausbeutung von Menschen, die Sklaverei, funktioniere überall da, wo Menschen bloß als Nummern geführt würden und kein Gesicht hätten, so der Vorsitzende des oldenburgischen Caritasrats. Hierzulande gehe es vor allem Osteuropäern so. Sie würden anscheinend ohne schlechtes Gewissen "ausgebeutet, betrogen und gedemütigt".

"Moderne Sklaverei"

"So darf man mit Menschen nicht umgehen", sagte Kossen. Er schäme sich dafür, dass dies in seiner Heimat geduldet werde. Unternehmer, die diese Ausbeutung in ihren Firmen zuließen, machten sich mitschuldig an moderner Sklaverei.

Der Prälat erneuerte seine Forderungen nach einem Systemwechsel. Das durchschnittliche Verhältnis von Stammbelegschaft zu Werkvertrag- und Leiharbeit betrage in der Fleischindustrie 20 zu 80 Prozent. "Dieses Verhältnis muss umgekehrt werden", sagte Kossen auf der Kundgebung des "Netzwerks für Menschenwürde in der Arbeitswelt". Dem Zusammenschluss gehören Vertreter aus Gewerkschaft, Kirchen, Politik und Landwirtschaft an.

Bereits am Samstagabend hatte der Prälat in einem Gottesdienst in Oldenburg zum Thema Solidarität gepredigt und vor allem die Zwangsprostitution minderjähriger bulgarischer Frauen in der Region angeprangert. Daneben kritisierte er Ausbeutung unter anderem in der Hotelbranche, auf Großbaustellen und im Versandhandel.


Quelle:
KNA