Kirche bangt um das Leben von Buenaventuras Bischof

Kritiker der Drogenkartelle ist zur Zielscheibe geworden

Weil er offen die Machenschaften der kolumbianischen Drogenkartelle anprangert, ist ein katholischer Bischof in Lebensgefahr geraten. Schweigen will er dennoch nicht.

Autor/in:
Tobias Käufer
Hafen von Buenaventura mit Fischer- und Touristenbooten / © Arturo Larrahondo (shutterstock)
Hafen von Buenaventura mit Fischer- und Touristenbooten / © Arturo Larrahondo ( shutterstock )

Die kolumbianische Hafenstadt Buenaventura ist Zuschauern der Netflix-Serie "Narcos" ein Begriff. In der Geschichte, die eng angelehnt ist an das Cali-Kartell, den Aufstieg und Fall der Brüder Rodriguez Orejuela, gibt es eine Episode, die einen blutigen Kampf um Buenaventuras Pazifik-Hafen zeigt. Die Industrieanlage gilt als Schlüssel für die Kontrolle des internationalen Drogenhandels. Und sie ist es bis heute. Seit Jahren toben dort heftige Kämpfe um die Vorherrschaft.

Bischof zur Zielscheibe geworden

Einer, der diese Kämpfe stets öffentlich angeprangert hat, ist nun selbst zur Zielscheibe geworden: Die katholische Kirche in Kolumbien bangt um das Leben von Bischof Ruben Dario Jaramillo Montoya. Dieser habe ohne  Furcht das Treiben bewaffneter Gruppen kritisiert, jetzt sei er in großer Gefahr, sagte der Generalsekretär der nationalen Versöhnungskommission, Pater Dario Echeverri in einer am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Stellungnahme.

Buenaventuras Bischof appellierte zuletzt immer wieder an die Regierung in Bogota, die Bevölkerung in seiner Diözese nicht im Stich zu lassen. Die bewaffneten Banden forderte er auf, ihre Gewalt gegenüber den dort lebenden afro-kolumbianischen und indigenen Gemeinden zu beenden. Seit 2020 gebe es Drohungen "gegen mein Leben von mächtigen Gruppen, denen meine Positionen nicht passen", sagte der Geistliche dem Portal "El Tiempo" bereits vor einigen Wochen.

Stellung gegen die mächtigen Drogenkartelle

Mehrfach bezog der 55-Jährige offen Stellung gegen die mächtigen Drogenkartelle, eine jüngste Gewaltwelle sowie Vertreibungen. "Irgendjemand muss sprechen. Es muss eine Stimme geben für jene, die keine Stimme inmitten all dieser Schwierigkeiten haben", sagte Jaramillo. Solche Äußerungen sind in der Gegend lebensgefährlich.

Die Stadt Buenaventura in Kolumbien / © Dmitrijs Kaminskis (shutterstock)
Die Stadt Buenaventura in Kolumbien / © Dmitrijs Kaminskis ( shutterstock )

Buenaventura am Pazifik gilt als Teil einer Kokain-Pipeline sowie als wichtige Drehscheibe für den Drogenhandel. In der Region kämpfen rechte paramilitärische Gruppen sowie linke Guerillaorganisationen mit der Drogenmafia um die Vormachtstellung auf dem Drogenmarkt.

In einen Dialog treten

Vor wenigen Monaten forderte die kolumbianische Wahrheitskommission die Regierung von Präsident Ivan Duque auf, mit den bewaffneten Gruppen in einen Dialog zu treten, um den Frieden zu stabilisieren. Zudem trafen sich 14 Bischöfe der kolumbianischen Pazifikküste, um über die schwierige Menschenrechtslage zu diskutieren. Sie forderten einen Pakt für Frieden und Versöhnung.

Das deutsche Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat in der Vergangenheit die Morddrohungen in Kolumbien wiederholt verurteilt und einen besseren Schutz für Friedensaktivisten gefordert. "Wer sich auf die Seite der Opfer und gegen die bewaffneten Gruppen stellt, ist in Lebensgefahr", sagte die Kolumbien-Referentin des Hilfswerks, Monika Lauer Perez. "Sie machen auch vor Kirchenleuten nicht Halt."

Unterzeichnung des Friedensabkommens

Nach 50 Jahren Krieg und Gewalt ließ 2016 die Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der größten Rebellengruppe des Landes, der FARC, Hoffnungen auf Frieden und Versöhnung aufkeimen. Derzeit sind unter Präsident Duque vermehrt Rückschläge bei den Bemühungen um eine Aussöhnung der zerrissenen Gesellschaft zu verzeichnen.

Die Umsetzung des Friedensvertrages ist auch eine zentrale Frage für die Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr. Der linke Kandidat Gustavo Petro führt die Umfragen an. Der rechtsgerichtete Amtsinhaber Duque, dem Kritiker vorwerfen, den Friedensvertrag mit der FARC nur schleppend umgesetzt zu haben, kann wegen einer in der Verfassung vorgesehenen Amtszeitbegrenzung nicht erneut antreten.

Quelle:
KNA