Kinderschutzbund zum Missbrauchsskandal in Irland

"Das Leiden muss Anerkennung erfahren"

Kirchliche Missbrauchsopfer in Irland haben am Mittwoch mit einem Schweigemarsch in Dublin demonstriert. - Renate Blum-Maurice ist Fachleiterin des Kinderschutzbundes in Köln. Im domradio-Interview spricht sie über die möglichen Folgen für die Opfer, Therapien und Wege, Missbrauch zu verhindern.

 (DR)

In Irland gebe es Opferverbände, so Blum-Maurice. "Erwachsenen, die das als Kinder erlebt haben, ist es offensichtlich sehr wichtig darüber zu berichtet, was ihnen zugestoßen ist. Opfer beobachten jetzt sehr genau, wie Gesellschaft und Kirche damit umgehen."

Erfahrungsgemäß sei es für missbrauchte Kinder sehr wichtig, die Anerkennung für, was ihnen zugestoßen ist, zu erfahren. "Denn gerade bei Kindern besteht das Gefühl, sie hätten es verdient, seien selber Schuld. Es muss gesagt werden: Ja, das ist dir zugestoßen. Ja, das war Unrecht! Die, die dafür verantwortlich sind, die übernehmen auch die Verantwortung. Das Leiden der Kinder muss Anerkennung erfahren!"

"Es kann überall vorkommen"

Die Beeinträchtigungen wirkten sich sehr auf das Selbstbild des Opfers aus, warnt die Psychologin. "Sie besitzen kaum Sicherheit In Beziehungen. Wenn es da nicht rechtzeitig eine alternative Beziehungserfahrung gibt, dann ist es etwas, was diese Kinder bis in das Erwachsenenalter mittragen werden. Sie bleiben im Vertrauen zu anderen sehr Eingeschränkt."

Renate Blum-Maurice schlägt für die Zukunft ein einheitliches Regelwerk für Einrichtungen vor. "Es muss dafür gesorgt werden, dass Teamvereinbarungen bestimmen, was passiert, wenn es passiert: Es kann überall vorkommen. Wir müssen lernen, mit Kindern so umzugehen, dass man ihren Gefühlen und Bedürfnissen gerecht wird." Alte Erziehungsmuster müssten überdacht werden, um pädagogisch wertvolle Handlungen konzipieren zu können.