Kinderkrippendebatte: Tonfall um Mixa-Äußerungen wird schärfer

Von "kastrierten Katern" und Rücktrittsforderungen

Die Kritik des Augsburger Bischofs Walter Mixa an der Familienpolitik der Bundesregierung hat auch am Wochenende zu hitzigen Debatten geführt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte sich ausdrücklich hinter Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Der SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck machte sich mit einem Witz über Mixa lustig, während andere SPD-Politiker den "Rücktritt" des Bischofs forderten.

 (DR)

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Wolfgang Huber, distanzierte sich von Mixa. Unterstützung hingegen erhielt der Augsburger Bischof vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, der vor einem wachsenden staatlichen Einfluss in der Kindererziehung warnte.

Merkel sagte auf die Frage der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", ob sie Mixas Auffassung teile, von der Leyen degradiere Frauen zu "Gebärmaschinen": "Nein. Frau von der Leyen möchte das Programm der Union verwirklichen: Mütter und Väter sollen bei der Erziehung der Kinder Wahlfreiheit haben, so weit das staatliche Rahmenbedingungen ermöglichen können."
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sagte der "BILD am SONNTAG", Mixas Aussagen hätten "leider mit der Realität in unserem Land wenig zu tun".

Der Erste parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Norbert Röttgen (CDU), sagte am Sonntag im DeutschlandRadio, er bedauere die Äußerungen des Bischofs in "Sprache, Stil und Inhalt". Wenn sich die, die so etwas sagten, selbst isolierten, sei das hinzunehmen, so Röttgen.
Schlimmer sei, dass geglaubt werde, sie sprächen im Namen der Kirche.

Witz über kastrierten Kater
Beck verglich Mixa indirekt mit einem kastrierten Kater. Bei einer Programmkonferenz der SPD in Berlin erzählte er einen Witz, mit dem er nach eigenem Bekunden um Verständnis für Mixa werben wollte. Eine einsame Frau, so der SPD-Vorsitzende, habe sich als Gesellschaft einen Kater gekauft, der sich aber jeden Abend aufgemacht und sie allein gelassen habe. Auf den Rat einer Freundin ließ sie ihn kastrieren. Als sie später der Freundin klagte, der Kater sei weiterhin jeden Abend unterwegs, fragte diese ungläubig: Wieso denn, der kann doch gar nicht mehr? Darauf die Frau: Das nicht, aber er berät jetzt.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sagte der "Leipziger Volkszeitung", Mixas Äußerungen seien eine Beleidigung von Müttern und Vätern, die ihre Kinder betreuen ließen. Mit seinem Weltbild aus längst vergangenen Zeiten werde der Bischof seinem Amt als Glaubenshirte in einer modernen Gesellschaft nicht gerecht. Huber zeigte sich in einem Interview der "Berliner Zeitung" erstaunt "über die Wortwahl wie über die Aussage" Mixas. Einen sachlichen Beitrag zur Diskussion könne er darin nicht erkennen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, warnte unterdessen vor einem wachsenden staatlichen Einfluss in der Kindererziehung. In einem Beitrag für die Kirchenzeitung seines Bistums sprach sich Lehmann für eine Wahlfreiheit in Erziehungsfragen aus. Es dürfe allerdings nicht hingenommen werden, dass andere Bereiche der Familienförderung zu Gunsten des Ausbaus der Krippenplätze beschnitten würden.

Fürst: Keinen Rechtfertigungsdruck aufbauen
Ähnlich äußerten sich die Bischöfe von Osnabrück und Rottenburg-Stuttgart, Franz-Josef Bode und Gebhard Fürst. Bode sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", es müsse freie Entscheidung der Eltern bleiben, wie sie ihre Kinder erziehen. Es sei wichtig, Familien zu ermutigen, so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern zu verbringen. Gleichzeitig müssten Staat und Kirchen auch Hilfen geben, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.

Nach Meinung des Rottenburger Bischofs Gebhard Fürst hängt es von den konkreten Lebensumständen einer Familie ab, ob Kinder besser zu Hause oder in einer Tagesstätte aufgehoben sind. Eltern, die sich bewusst für eine häusliche Betreuung ihres Kleinkindes entschieden, dürften ebenso wenig unter Rechtfertigungsdruck geraten wie jene, die es in eine Tagesstätte geben.

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