Kinderkirche in Köln-Porz spricht Glauben von Kindern an

Erlebnis-Stationen zur Heiligen Schrift

In der Kinderkirche in Köln-Porz dürfen Kinder um den Tabernakel herumlaufen und mit verschiedenen Erzählstationen ihren eigenen Glauben erkunden. Pastoralreferentin Franziska Wallot beobachtet, dass das auch Erwachsenen Spaß macht.

In der Kinderkirche in Köln-Porz wird der Glaube für die Kinder erlebbar gemacht. / © Kinderkirche Köln-Porz
In der Kinderkirche in Köln-Porz wird der Glaube für die Kinder erlebbar gemacht. / © Kinderkirche Köln-Porz

DOMRADIO.DE: Die Kinderkirche wird auch Kiki genannt. Wie genau sieht es da aus?

Franziska Wallot (privat)
Franziska Wallot / ( privat )

Franziska Wallot (Pastoralreferentin): Die Kinderkirche in Köln-Porz ist so gestaltet, dass Kinder und Familien sich darin wohlfühlen. Im Raum, wo die Gottesdienste gefeiert werden, stehen bunte Stühle.

Die großen Stühle sind nichts für Kinder, deshalb haben wir unter anderem ganz kleine Hocker für die Kinder, die ein bis zwei Jahre alt sind, etwas größere für die Kinder aus dem Kindergarten und die großen Kinder, die schon im Grundschulalter sind, die freuen sich darüber, dass sie auf den großen Stühlen sitzen können.

Die Kinder dürfen zwischendrin aufstehen und sich bewegen. Der Gottesdienstraum ist so gestaltet, dass in der Mitte etwas geschehen kann. Die Stühle sind in Form einer Ellipse gestellt. So wird der Gemeinschaftscharakter mehr in den Mittelpunkt gerückt.

DOMRADIO.DE: In anderen Bereichen der Kirche sind gemütliche Teppiche ausgelegt und Sitzecken für Eltern eingerichtet. Es gibt eine Arche Noah aus Holz zum Klettern, ein Sofa in der Form der Hand Gottes, um sich da reinzulegen. Was steckt für Sie pädagogisch für eine Vision dahinter, hinter dieser Kinderkirche?

Franziska Wallot

"Wir möchten die Bibel für Kinder erlebbar machen."

Wallot: Das sind unsere Erlebnis-Stationen zur Heiligen Schrift. Wir möchten die Bibel für Kinder erlebbar machen. Kinder, gerade die kleineren, können sie ja noch nicht selber lesen. Das heißt, wir müssen die Lehren irgendwie greifbar und erlebbar machen. Dafür müssen wir mit Bildern arbeiten und das auch irgendwie animieren, damit sie selbst den Glauben erfahren. Wir müssen mit Kindern anders arbeiten als mit Erwachsenen. Wobei wir festgestellt haben, dass auch Erwachsene froh sind, wenn sie nicht immer zuhören müssen, sondern wenn sie auch mal mitmachen können, oder etwas sehen.

Im Erzählzelt Abrahams wird anschaulich, dass die Menschen früher keine Häuser gebaut haben, sondern Zelte der Ort der Gemeinschaft waren. / © Kinderkirche Köln-Porz
Im Erzählzelt Abrahams wird anschaulich, dass die Menschen früher keine Häuser gebaut haben, sondern Zelte der Ort der Gemeinschaft waren. / © Kinderkirche Köln-Porz

Unsere erste Stationen zur Heiligen Schrift die Arche Noah, soll dazu einladen, sich mit der Geschichte zu beschäftigen. Die Kinder können in die Arche Noah klettern und Tiere mit hineinnehmen. Ganz besonders ist auch unser Erzählzelt, das Zelt von Abraham. So machen wir beispielsweise anschaulich, dass die Menschen damals anders unterwegs waren als heute, dass sie keine festen Häuser gebaut, sondern in Zelten gelebt haben, dass diese Zelte wichtige Orte der Gemeinschaft waren, wo man als Familie zusammengekommen ist.

DOMRADIO.DE: Was beobachten Sie, wenn Kinder diesen Raum betreten?

Wallot: Die Kinder sind sehr offen dafür. Ich habe es sonst noch nicht erlebt, dass Kinder zu ihren Eltern gesagt haben: "Ich möchte noch nicht weg aus der Kirche." Es kam schon vor, dass Kinder unter der Woche aus dem Kindergarten ausgebüxt sind, wenn wir geöffnet hatten und die Eltern dann ihre Kinder hier in der Kirche wiedergefunden haben. Die Eltern haben dann gesagt, dass sie noch etwas anderes vorhätten und an diesem Tag leider nicht in die Kirche gehen könnten. Die Kinder haben keine Scheu, sich hier ihren eigenen Ort zu suchen.

Auch Eltern haben die Räume um ein bisschen Kraft zu tanken. / © Kinderkirche Köln-Porz
Auch Eltern haben die Räume um ein bisschen Kraft zu tanken. / © Kinderkirche Köln-Porz

Für uns hat das ganz viel mit mit Glaubenserfahrung zu tun. Dieser Ort ist ein Raum, in dem Kinder bei Gott sein dürfen. Es spielt eine Rolle, ob es Spielplätze oder Kirchen sind, die für Kinder gestaltet wurden. An den einzelnen Stationen laden wir auch die Erwachsenen ein, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Wir haben durch den Jahreskreis immer auch aktuelle Beispiele für Erwachsene, damit auch sie sich eine kleine Auszeit nehmen können, um im stressigen Familienalltag noch mal runterzukommen und ein bisschen Kraft zu tanken.

DOMRADIO.DE: Wenn Kirchenräume umorganisiert werden, hat das sicherlich nicht nur Befürworter. Wenn man in Gemeinden sozialisiert worden ist, dann hat das ja auch etwas mit Abschiednehmen zu tun. Was haben Sie denn da für Erfahrungen gemacht?

Franziska Wallot

"Wer die Kirche von früher kennt, der vermisst vielleicht auch einiges."

Wallot: Wir merken, dass auch Erwachsene sich sehr wohlfühlen in der Kiki. Wir hatten für eine Gottesdienstübertragung kürzlich das ZDF hier und auch das Team vom ZDF hat sich sehr wohlgefühlt, weil die Atmosphäre so offen ist. Aber natürlich ist es kein klassischer Kirchenraum.

Wer die Kirche von früher kennt, der vermisst vielleicht auch einiges und kommt mit der Veränderung nicht so klar. Es gibt zum Beispiel keine Bänke mehr zum hinknien. Und die Kinder dürfen um den Tabernakel herumlaufen und auf ihre Art und Weise ihren Glauben ausdrücken. Das ist spielerisch und für viele nicht gut aushaltbar. Wir merken, dass es gut ist, diesen Ort zu haben und darüber auch als ein Netzwerk in Porz und darüber hinaus unterwegs sein können.

Das Interview führte Verena Tröster.

Quelle:
DR