kfd interpretiert Vatikan-Brief nicht als Predigtverbot

"Ich bin total zuversichtlich"

Trotz eines Briefes aus Rom, der die Predigt von Laien in Eucharistiefeiern weiterhin verbietet, hofft Ulrike Göken-Huismann, dass dieser Beschluss des Synodalen Wegs umgesetzt wird. Eine Regelung des Vatikans findet sie aber wichtig.

Symbolbild: Die Kanzel ist häufig der Ort für die Predigt / © Uwe Aranas (shutterstock)
Symbolbild: Die Kanzel ist häufig der Ort für die Predigt / © Uwe Aranas ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was halten Sie von dem Brief aus Rom, der zentralen Reformen in Deutschland mal wieder eine Absage erteilt?

Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin des kfd-Bundesverbandes, ehemalige Synodale und Organisatorin des kfd-Predigerinnentags): Ich sehe da aus Rom einen Hinweis: "Ihr wisst schon, dass im geltenden Kirchenrecht die Predigt von nichtgeweihten Männern und Frauen in der Eucharistiefeier nach wie vor nicht erlaubt ist?"

Aber für mich ist das irgendwie keine Absage, sondern erst mal eine Erinnerung: "Ihr wisst das und wir wissen hier in Rom, dass ihr in Deutschland anders denkt."

Ulrike Göken-Huismann / © Kay Herschelmann (kfd)
Ulrike Göken-Huismann / © Kay Herschelmann ( kfd )

Wenn ich an den Synodalen Weg denke, dann haben wir beschlossen, dass die deutschen Bischöfe eine Partikularnorm erarbeiten sollen, also eine besondere Erlaubnis für das deutsche Sprachgebiet, und diese besondere Erlaubnis in Rom anfragen werden. Ich bin sehr sicher, dass die deutschen Bischöfe das tun werden, weil wir das beschlossen haben.

Ich würde den Brief aus Rom in eine weitere Diskussion, in eine weitere Auseinandersetzung einordnen, wie es mit der die Predigt der Laien in der Eucharistiefeier weitergehen kann.

Ehrlich gesagt würde ich gerne mal an die Messdienerinnen-Geschichte vor 30 Jahren erinnern. Da war es auch so, dass in vielleicht über der Hälfte der Gemeinden längst Messdienerinnen am Altar dienten und Rom bei diesem Nein blieb. Im Jahr 1994 hat Rom nachgezogen und gesagt, dass auch Messdienerinnen erlaubt sind. Ich muss schon sagen, ich bin total zuversichtlich, dass das mit den Predigten auch so kommt.

Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin des kfd-Bundesverbandes, ehemalige Synodale und Organisatorin des kfd-Predigerinnentags)

"Ich bin total zuversichtlich, dass das mit den Predigten auch so kommt."

DOMRADIO.DE: Es gibt bereits Bistümer in Deutschland, die in der Praxis den Vorgaben des Vatikans widersprechen. Da predigen die Laien. Sollten die einfach weitermachen? Wobei man dann auch fragen könnte: Wenn man eh weitermacht, braucht man dann überhaupt ein Ja aus dem Vatikan?

Stichwort: Predigt

Die Predigt (von lateinisch praedicátio "Lobpreis, Lob, Vorspruch", von praedicáre "laut ausrufen, bekanntmachen, loben") ist die Glaubensverkündigung in Form einer Ansprache, in der Regel im Rahmen eines Gottesdienstes.

Die Predigt in der heiligen Messe wird als Homilie ("Gespräch, Rede, Unterricht") bezeichnet, die die in der heiligen Messe verkündeten Perikopen auslegt.

Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, predigt zu Ostern in der Kathedrale von Canterbury / © Gareth Fuller (dpa)
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, predigt zu Ostern in der Kathedrale von Canterbury / © Gareth Fuller ( dpa )

Göken-Huismann: Im Bistum Rottenburg-Stuttgart ist es rechtlich bereits Usus, in anderen Bistümern ist es gewöhnte Praxis. Es gibt aber auch Bistümer, in denen das strenger gehandhabt wird. Das haben wir im Zusammenhang mit unserem Predigerinnentag auch immer erlebt.

Damit es für alle das gleiche Recht gibt, ist es schon wichtig, dass Rom irgendwann sagt, dass es offiziell erlaubt ist. Sonst gibt es immer eine Grauzone.

So was mag ich gar nicht gerne. Ich finde es schon wichtig, dass Rom irgendwann sagen wird, dass es erlaubt ist, dass es in Deutschland vielleicht ausprobiert wird und dass Rom für das deutsche Sprachgebiet vielleicht eine Partikularnorm erteilt.

Ich finde es wichtig, dass das ordentlich geregelt wird.

DOMRADIO.DE: Sie kämpfen auch für die Rechte der Frauen in der katholischen Kirche. Sie veranstalten regelmäßige Predigerinnentage, im Mai steht wieder einer an. Ist ein solcher Brief für Sie und auch für Ihre Mitglieder frustrierend und hat vielleicht auch Auswirkungen auf diese Predigerinnentage?

Göken-Huismann: Es ist unser vierter Predigerinnentag rund um das Fest der Apostelin Junia am 17. Mai. Wir haben viele, viele Frauen für dieses Jahr gewinnen können, die in unterschiedlichen Gottesdiensten predigen, viele auch in einer Eucharistiefeier.

Ich würde es so beschreiben, dass die kfd-Predigerinnen rund um dieses Fest der Apostelin Junia deutlich machen, wie viele Charismen unter den Frauen vorhanden sind und wie gut es ist, diese auch mal zu zeigen.

Natürlich war der Brief nicht schön, aber wir lassen uns auf gar keinen Fall dadurch entmutigen. Wir werden diesen Predigerinnentag genauso machen, wie wir ihn seit ungefähr einem halben Jahr planen. Ich weiß, dass viele Frauen, die predigen werden, sich darauf freuen, aber auch viele Frauen, die diese Gottesdienste besuchen. Es ist ja so, dass auch viele Frauen zu diesen Gottesdiensten kommen, einfach weil sie wissen, dass da eine Frau predigt.

Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin des kfd-Bundesverbandes, ehemalige Synodale und Organisatorin des kfd-Predigerinnentags)

"Wir werden diesen Predigerinnentag genauso machen, wie wir ihn seit ungefähr einem halben Jahr planen."

DOMRADIO.DE: Wie, glauben Sie, sieht der weitere Weg für die katholische Kirche in Deutschland aus?

Göken-Huismann: Ich hoffe, dass die Kräfte, die die Beschlüsse in der Synodalversammlung gefasst haben, daran weiterarbeiten diese umzusetzen. In diesem Jahr wird der Synodale Ausschuss auch ein erstes Mal tagen. Ich hoffe auch, dass der Synodale Ausschuss deutliche Zeichen im Hinblick auf die Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Wegs setzen wird.

Das Interview führte Michelle Olion.

Quelle:
DR