Keine Hinweise für Medikamententests im Franz-Sales-Haus

Untersuchung läuft

Das Essener Franz-Sales-Haus bemüht sich weiterhin um Aufklärung über mögliche Medikamentenversuche an Kindern in dem katholischen Behindertenheim. Im historischen Archiv des Hauses fänden sich jedoch keinerlei Hinweise auf solche Tests, hieß es am Mittwoch.

Tablettenvergabe im Behindertenheim (Symbolbild) / © Oliver Berg (dpa)
Tablettenvergabe im Behindertenheim (Symbolbild) / © Oliver Berg ( dpa )

Das MDR-Magazin "Fakt" hatte zuvor über über Medikamententests Ende der 1950er Jahre berichtet. Die von "Fakt" zitierten Unterlagen stammen den Angaben nach aus dem Archiv des Pharmakonzerns Merck und sollen einen Einsatz des Neuroleptikums Decentan im Haus belegen. Aus zwei Bewohnerakten gehe allerdings hervor, dass das Medikament zur Behandlung eingesetzt worden sei, so die Einrichtung. "Bei diesen beiden Bewohnern ist dokumentiert, dass sie positiv auf die Behandlung mit Decentan angesprochen haben und sie ruhiger wurden." Darüber hinaus fänden sich keine Hinweise auf den Einsatz dieses Medikaments in den Unterlagen. In den 50er- und 60er-Jahren sind den Angaben nach Kinder medikamentös mit Psychopharmaka behandelt worden, jedoch nicht im Rahmen von Medikamententests.

Die Einrichtung werde den Hinweisen dennoch weiter nachgehen und Kontakt zu den betroffenen Bewohnern aufnehmen, hieß es. In einem Fall sei dies bereits geschehen. "Das Franz Sales Haus ist weiterhin an einer Klärung der historischen Vorgänge interessiert."

"Fakt" hatte berichtet, dass 28 Kinder in der katholischen Behindertenhilfe-Einrichtung das Medikament T-57 erhalten hätten. Die Abkürzung steht für Decentan aus einer klinischen Erprobungsphase und war seit Ende 1957 auf dem deutschen Markt. Das Medikament wurde bei Psychosen oder Schizophrenien eingesetzt; missbräuchlich wurde es auch in der Psychiatrie zur Ruhigstellung von schwierigen Patienten genutzt.

 


Quelle:
KNA