Keine Gleichsetzung oder Annäherung in Sicht

 (DR)

Dreieinhalb Monate vor Beginn der Ordentlichen Bischofssynode über die Familie hat der Vatikan am 23. Juni das Arbeitspapier veröffentlicht, das den Teilnehmern als Diskussionsgrundlage für ihre dreiwöchigen Beratungen im Oktober dienen soll. Es war mit Spannung erwartet worden. Manche Beobachter erhofften sich hiervon gar erste Rückschlüsse auf einen möglichen Verlauf der Synode im Oktober - vor allem was die besonders strittigen Themen der vergangenen Bischofssynode angeht, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen.

Die Aussagen über Homosexualität bekräftigen, was schon im zweiten Fragebogen deutlich wurde, den das Synodensekretariat zur Vorbereitung an die Bischofskonferenzen versandt hatte: Es geht im Oktober vor allem um die Seelsorge für Familien, in deren Reihen Homosexuelle leben, nicht um homosexuelle Paare selbst. Jede Gleichsetzung oder Annäherung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften wird abgelehnt.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte beim Stuttgarter Kirchentag, ein weltweiter Konsens der katholischen Bischöfe zum Umgang mit Fragen zur Homosexualität "extrem schwierig". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sagte, zwischen Europäern, Afrikanern und Lateinamerikanern lägen die Positionen beim Umgang mit Homosexualität weit auseinander.

"Die Forderung nach einer Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und einer zweiten kirchlich nicht anerkannten Ehe ist mit Lehre und Tradition der Kirche nicht vereinbar", so Marx. Auch die Forderung nach einer "vorbehaltlosen Akzeptanz" des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften widerspreche der Lehre und Tradition der Kirche. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatte im Mai in einem Positionspapier die Segnung homosexueller Paare gefordert und war dafür von mehreren  Bischöfen gerügt worden.

Der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, betonte, ein Ja zur gleichgeschlechtlichen Ehe bedeute eine "Diskriminierung des Ehebundes von Mann und Frau und somit eben auch der Familie". Es gehe bei der "Homo-Ehe" nicht darum, dass Homosexuelle nicht diskriminiert würden, erklärte Müller. Dies sei eine Selbstverständlichkeit. Der Präfekt der Glaubenskongregation ist nach dem Papst der oberste Wächter über die Reinheit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre.

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck rief in der Debatte um eine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe zu mehr Fingerspitzengefühl auf. "Mir gefällt es überhaupt nicht, dass wir diese Diskussion mit undifferenzierten Schlagworten führen", sagte er. "Wir alle, ob Befürworter oder Gegner, müssen lernen, über diese Themen nicht polarisierend zu diskutieren." (KNA)