Kölner Priester verteidigt Präsenzgottesdienste

"Keine Gleichgültigen oder Regelverweigerer"

An Weihnachten in die Kirche oder nicht? Das ist für viele zur Gewissensfrage geworden. In den meisten Gemeinden des Erzbistums Köln finden Präsenzgottesdienste unter strengen Hygieneauflagen statt. 

Junge Frau auf einer Kirchenbank im Gebet / © Anna Nass (shutterstock)
Junge Frau auf einer Kirchenbank im Gebet / © Anna Nass ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD) hat gefordert, Gottesdienste an Weihnachten generell zu verbieten. Was sagen Sie zu dieser Forderung?

Dominik Meiering (Domkapitular und leitender Pfarrer der Kölner Innenstadtgemeinden): Ich möchte ganz schlicht sagen: Wir haben bei uns in den Kirchen, in der katholischen und evangelischen Kirche - das bestätigt auch die Leopoldina - besonders regelkonformes Verhalten. Und deswegen mache ich mir eigentlich keine Sorge im Hinblick auf unsere Gottesdienste an Weihnachten.

DOMRADIO.DE: Wie sieht das aus, regelkonformes Verhalten unter diesen besonderen Corona-Bedingungen? Das sind keine Gottesdienste, wie wir sie an Weihnachten kennen. Wie können die stattfinden?

Meiering: Natürlich, das sind keine normalen Weihnachtsmessen mit vollen Kirchen, eng an eng und mit viel Gesang. Bei uns sind auch irgendwie keine Gleichgültigen oder Regelverweigerer, sondern im Gegenteil:  Wir sind doch alle vernünftig und wir passen gut auf, dass nichts passiert. Die vergangenen Monate haben wir Erfahrungen gesammelt und ich habe in all meinen Kirchen hier nicht einen einzigen Fall gehabt, wo wir am Ende Corona weitergegeben hätten.

DOMRADIO.DE: Nun sagen viele aber, der Weg zur Kirche hin, in den Parkhäusern, in den Bahnen. Wenn die Leute sich aufmachen, wenn sie nachher noch vor der Kirche noch lange stehen, um, wie es nach Messen üblich ist, sich etwas zu unterhalten und sich frohe Weihnachten zu wünschen. Das sind gefährliche Punkte, wo man sich anstecken kann, oder?

Meiering: Die Bahnen sind in diesen Tagen leer. Die Menschen kommen mit dem Auto. Die Parkplätze sind auch frei. Ich bin da ziemlich tiefenentspannt. Wir haben auch an all unseren Kirchen gute Teams, Ehrenamtliche, die sich lange vorbereitet haben auf diese Tage und die genau wissen, was sie zu tun haben. Die sorgen dafür, dass jeder seinen Platz bekommt mit ausreichend Abstand. Die sorgen dafür, dass sich keine Trauben bilden und all diese Dinge. Von daher, glaube ich, sind wir sehr gut vorbereitet und wir werden das sehr gut gemanagt bekommen. Davon bin ich fest überzeugt.

DOMRADIO.DE: Wie sieht das jetzt konkret für die Kölner Innenstadtkirchen aus? Man muss sich vorher anmelden, ein Ticket besorgen. Gibt es da überhaupt noch Plätze, die frei sind? Wie kann und muss ich mich verhalten, wenn ich Weihnachten einen Gottesdienst besuchen möchte?

Meiering: Wenn ich einen Gottesdienst mitfeiern möchte, dann kann ich natürlich Internet schauen, z.B. bei DOMRADIO.DE oder beim WDR oder wo auch immer Gottesdienste übertragen werden. Aber es gibt in der Tat für diejenigen, die möchten, auch die Möglichkeit, Gottesdienste in der Kölner Innenstadt zu besuchen. Wir haben einige ausgesetzt, weil wir gesagt haben, dass ist schwierig zu verantworten. Die evangelische Kirche hat die ökumenischen Gottesdienste ein bisschen runtergefahren, aber wir haben in unseren großen Innenstadtkirchen immer noch eine große Anzahl von Gottesdiensten, auf die sich viele, viele Menschen verteilen können. Und ich lade einfach ein, auf die Internetseite katholisch-in-koeln.de zu gehen. Da ist in Echtzeit zu sehen, welche Gottesdienste stattfinden und wo welche Kapazitäten noch da sind, gegebenenfalls sich auch auf die Warteliste setzen lassen. Es ist ja durchaus so, dass manch einer von den Senioren jetzt sagt: Oh, ich weiß es nicht. Oder es ist jemand krank geworden oder man hat nochmal umdisponiert mit der Familie. So Dinge passieren ja in diesen Tagen. Von daher also mit ganz viel Gelassenheit und Ruhe einfach schauen. Und dann glaube ich, ist das gut zu managen.

DOMRADIO.DE: Wie sehen Sie dem Weihnachtsfest entgegen? Wo werden Sie Weihnachten feiern und wie?

Meiering: Ich freue mich da sehr drauf. Ich feiere zwei Christmetten, dann natürlich auch einige Messen am ersten und zweiten Weihnachtstag. Weihnachten ist ein Tag der Familie. Am Heiligen Abend freue ich mich darauf, zwei Stündchen mit meiner Familie verbringen zu können, die hier ja in Köln bzw. im unmittelbaren Umfeld wohnt. Dann werde ich die Kranken und Alten besuchen am ersten Weihnachtstag, das gehört dazu. Und ja, ich freue mich einfach drauf, dann auch einmal Zeit zu haben, in der ich ein paar wesentliche Dinge machen kann. Den Blick auf die Familie und auf diejenigen, die es am Nötigsten haben, nochmal schärfen, das tut mir selbst auch gut.

DOMRADIO.DE: Gehen Sie jetzt zum Schluss noch ein Impulswort für dieses Weihnachtsfest mit auf den Weg?

Meiering: Ja, sehr gerne. Also ich bin überzeugt, wir müssen in die Herzen der Menschen schauen. Und vielleicht helfen sogar die Masken, die wir in diesen Tagen ja alle wie selbstverständlich tragen, dass wir nicht nur ins Gesicht schauen, sondern hinter das Gesicht, hinter die Augen schauen und bis ins Herz hinein. Und versuchen, die anderen zu verstehen und mit Liebe anzunehmen. Das wäre die Chance an diesem Weihnachtsfest.

Das Interview führte Johannes Schröer:


Domkapitular Dr. Dominik Meiering / © Tomasetti (DR)
Domkapitular Dr. Dominik Meiering / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR