Was aus dem Wohnzimmerschmuck Christbaum wird

Kein Elefantenfutter

Erst kann man es gar nicht abwarten, die eigenen vier Wände weihnachtlich zu dekorieren. Doch kaum ist der Jahreswechsel überstanden, drängt es viele Menschen nach neuer Frische. Der Weihnachtsbaum muss weg.

Geschmückter Christbaum der Christkindpostfiliale in Engelskirchen / © Harald Oppitz (KNA)
Geschmückter Christbaum der Christkindpostfiliale in Engelskirchen / © Harald Oppitz ( KNA )

Gestern noch prachtvoller Schmuck vieler Häuser und Wohnzimmer, heute schon nutzloser Abfall am Straßenrand: So geht es in diesen Tagen den mehr als 29 Millionen Weihnachtsbäumen in Deutschland.

Kaum ist das neue Jahr eingeläutet, haben viele Bundesbürger das Bedürfnis, mit der weihnachtlichen Besinnlichkeit aufzuräumen und nach vorn zu schauen. Auch wenn manche Haushalte der Tradition folgen, die Weihnachtszeit erst am 2. Februar, also am Lichtmess-Tag, ausklingen zu lassen: In den meisten Häusern wird der Baum um den Dreikönigstag am 6. Januar abgeschmückt und die Krippe wieder in den Keller geräumt.

Wie viel Holz bleibt?

Mit mehr als 200.000 Bäumen rechnet beispielsweise die Hamburger Stadtreinigung - deutlich mehr als vor Corona, weil viele Hamburger, die wegen der Pandemie nicht wegfahren konnten, zu Hause Weihnachten feierten. In Hannover werden 170.000 Bäume erwartet - sie können an mehr als 200 Sammelstellen kostenlos abgegeben werden. Die Berliner Stadtreinigung rechnet mit 350.000 ausgedienten Bäumen.

Viel Arbeit für die Abfallentsorger in Städten und Gemeinden. Gerade in großen Städten kann es zum Problem werden, wenn die Menschen ihre Weihnachtsbäume achtlos entsorgen und einfach auf die Straße stellen oder sogar in den Wald werfen. Deshalb bieten viele Kommunen an, die Bäume ab dem 3. Januar zu entsorgen. Teilweise sammelt die Müllabfuhr die nutzlos gewordenen Blaufichten, Nordmann- oder Nobilistannen zusammen mit Restmüll oder Biomüll ein. Auch Recyclinghöfe oder Annahmestellen für Grünschnitt nehmen die Bäume ab.

Keine Entsorgung im Zoo

Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig: Die Bäume werden geschreddert, zu Mulch verarbeitet und für Rekultivierungsmaßnahmen genutzt. Möglich auch, sie zu Holzpellets zu verarbeiten oder in Biomassekraftwerken in Strom und Fernwärme zu verwandeln. Berichte, dass die von der Berliner Stadtreinigung abgeholten Bäume an die Elefanten im Zoo verfüttert würden, weist der Entsorger zurück. "Denn als Elefantenfutter eignen sich nur nicht gebrauchte Bäume, die zum Beispiel bei Tannenverkäufern übrig geblieben sind."

Mancherorts übernehmen - zumindest in Vor-Corona-Zeiten - auch kirchliche Jugendgruppen, die Freiwillige Feuerwehr oder Chöre die Entsorgung gegen eine kleine Spende. Und mancherorts bilden die Weihnachtsbäume den Grundstock für lodernde Osterfeuer. Was gar nicht geht: die Bäume einfach in der freien Natur zu entsorgen. Wer dabei erwischt wir, riskiert ein Bußgeld - im Saarland etwa bis zu 300 Euro für eine Tanne, bis zu 500 Euro für mehrere Bäume.

Möglich ist aber, dass man die getrockneten Stämme im eigenen Kamin verbrennt und die Zweige im eigenen Garten nutzt: zerkleinert im Kompost, als Frostschutz für Pflanzen oder als mögliche Verstecke für Kleintiere: Igel, Spitzmäuse, Käfer und Eichhörnchen finden in Haufen aus Reisig und Laub Schutz vor Fressfeinden und der winterlichen Kälte, wie der Bundesverband Garten- und Landschaftsbau (BGL) mitteilt. Egal, wie der Baum entsorgt wird: Christbäume müssen komplett abgeschmückt und frei von jeglicher Dekoration sein, betont etwa der Bonner Entsorger "bonnorange". Das gilt für Lametta, aber auch für Kunstschnee und Glitzerspray.

Je älter der Baum, desto größer das Brandrisiko

Wer schon mal beobachtet hat, wie schnell ein Weihnachtsbaum in Flammen aufgeht und welche Wucht das Feuer entwickelt, bekommt Respekt. Einmal in Brand, löst der frei gesetzte Harzdampf der Nadeln eine Kettenreaktion aus. Von Mini-Explosion zu Mini-Explosion, die seitlich aus den Nadeln schlägt, breitet sich das Feuer sehr schnell auf den gesamten Baum aus.Dabei können nach Feuerwehr-Angaben bis zu 600 Grad Celsius und mehr in weniger als einer halben Minute erreicht werden. Nach zwei Minuten ist der Baum komplett herunter gebrannt.

Aus Sicht der Feuerwehren ist es deshalb gar nicht so schlecht, die Weihnachtsbäume möglichst früh zu entsorgen. Denn von trockenen Bäumen im Wohnzimmer geht eine erhebliche Gefahr aus, besonders wenn echte Kerzen verwendet werden.

Von Christoph Arens


Der Christbaum von St. Martin in Bonn auf dem Boden (KNA)
Der Christbaum von St. Martin in Bonn auf dem Boden / ( KNA )
Quelle:
KNA