Katholischer Kirchenvorstand zum Moscheen-Entscheid in Monheim

"Befürchtungen fehl am Platz"

Monheim in NRW will zwei Islamgemeinden einen Zuschuss in Höhe der Grundstückspreise gewähren. "Der Betrag ist nicht überzogen", sagt Bernd Wehner vom Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Gereon bei domradio.de.

Minarett / © Boris Roessler (dpa)
Minarett / © Boris Roessler ( dpa )

domradio.de: Die Stadt gibt den Islamgemeinden Zuschüsse in Höhe der Grundstückspreise. Was bedeutet das jetzt genau?

Bernd Wehner (Stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands der katholischen Kirchengemeinde St. Gereon und Dionysius in Monheim): Es geht hier um eine Größenordnung von ca. 425.000 Euro für die islamische DITIB-Gemeinde und etwas weniger für die marrokanische Gemeinde. Ursprünglich war angedacht, den beiden Gemeinden die Grundstücke kostenlos zu überlassen - mit Auflagen. Jetzt hat man es in Form eines Zuschusses gemacht, der im Grunde genommen in der gleichen Höhe liegt wie der Grundstückswert.

domradio.de: Wie schätzen Sie diese Entscheidung des Stadtrates ein?

Wehner: In dem Moment, wo es um Geld geht und jemand Zuschüsse bekommt, wird man immer unterschiedlicher Meinung sein können - ob die Höhe gerechtfertigt ist. Ich schließe mich der Meinung des Bürgermeisters an: Wenn man die Summe ins Verhältnis setzt, die die beiden Gemeinden haben, dann liegt der Betrag bei ungefähr 15 Prozent der gesamten Baukosten. Das wäre wahrscheinlich auch ein Betrag, den man als Zuschuss für die Unterstützung dieser beiden Gemeinden zahlen würde. Von daher halte ich persönlich den Betrag nicht für überzogen.

domradio.de: Die Intention Ihres Bürgermeisters Daniel Zimmermann war ja, Muslime aus den Hinterhof-Moscheen in eine offizielle Moschee zu bringen, Gemeindezentren zu Orten der Begegnung werden zu lassen und so die Integration zu fördern. Warum ist er mit dieser Idee so angeeckt?

Wehner: Ich denke - und das haben auch die beiden Bürgerversammlungen gezeigt - dass man grundsätzlich nichts dagegen hat, dass die beiden Gemeinden neue Moscheen bauen. Ich denke mal, wer die Lage kennt, kann das gut nachvollziehen. Insbesondere die marrokanische Gemeinde ist tatsächlich in einem Hinterhof untergebracht. Der Streit hat sich letztlich daran entzündet, in welcher Höhe die Stadt so etwas bezuschusst. Darüber wird man immer streiten können. Dann kommen natürlich immer wieder Ängste auf, wie etwa die Angst vor radikalen muslimischen Gruppierungen. Aber ich denke, hier muss man einfach unterscheiden: Zu den Muslimen, die wir hier in Monheim haben, gibt es gute Kontakte. Die kennen wir. Da sind diese Befürchtungen eigentlich fehl am Platz.

domradio.de: Aber gab es nicht in der Gemeinde den Tenor: Warum bauen wir nicht einfach einen katholischen Kindergarten auf diesem Gelände oder nutzen den anderweitig katholisch, als den an Muslime zu übergeben?

Wehner: Die Gelände, die die beiden Gemeinden bekommen, befinden sich nicht im Kircheneigentum. Von daher sind wir gar nicht unmittelbar davon betroffen. Als man die Grundstücke geprüft hat, die in Frage kommen, waren auch welche von der Kirche dabei. Aber die waren nicht in die engere Auswahl gekommen.

domradio.de: Wie sieht es denn mit den Kontakten der Kirchen zu den muslimischen Gemeinden aus?

Wehner: Es gibt bereits seit über zehn Jahren einen Kreis "Christen treffen Muslime". Der ist seinerzeit vom KKV, das ist der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, ins Leben gerufen worden. Wir treffen uns viermal im Jahr mit der türischen Gemeinde, um über alle möglichen Themen zu diskutieren; zu Glaubensfragen, zu Fragen des Miteinanders - jeweils aus der Sicht des christlichen und des muslimischen Glaubens. Von daher sind diese Kontakte schon sehr eng und fruchtbar. Auch die Gemeinde selber hat einmal im Jahr den sogenannten Integrationstag, wo man mit den muslimischen Gemeinden gemeinsame Aktionen macht. Das läuft alles schon sehr gut. Es stellt sich immer wieder heraus: Wenn man miteinander spricht, hat man ein anderes Verhältnis zueinander als wenn man nur übereinander spricht.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR