Katholischer Familienbund zu zehn Jahre Elterngeld

Gemischte Bilanz

Vor zehn Jahren wurde das Elterngeld eingeführt. Richard Feider, Geschäftsführer des Familienbundes der Katholiken im Erzbistum Köln, zieht im domradio.de-Interview eine gemischte Bilanz. 

Elterngeld / © Fuchs (dpa)
Elterngeld / © Fuchs ( dpa )

​domradio.de: Zehn Jahre Elterngeld, wie ist denn Ihre Bilanz nach zehn Jahren?

Richard Feider (Geschäftsführer des Familienbundes der Katholiken im Erzbistum Köln): Es war damals ja ein Paradigmenwechsel in der Familienpolitik, weil das Elterngeld sich zunächst nach der Höhe des Einkommens richtete und zum anderen auch spezielle Anreize für Väter gegeben hat, Elternzeit zu nehmen. Während zu Anfang nur vier Prozent der Väter das Elterngeld überhaupt beantragt haben, liegen wir im Jahr 2014 bereits bei 34 Prozent. Da hat sich schon sehr viel entwickelt. Man muss dazu natürlich sagen, dass die Väter zu Beginn teilweise erstmal dumm angeguckt wurden vor allem von den Arbeitgebern. Da musste erstmal ein Umdenken stattfinden. Und da finden wir, dass es auf jeden Fall eine gute Hilfe ist, eine notwendige finanzielle Unterstützung für die Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr. Und das hat sich ja auch ganz gut entwickelt.

domradio.de: Und die Mütter?

Feider: Die Mütter beantragen das Elterngeld in der Regel sowieso. Dann haben wir jetzt auch noch 34 Prozent der Väter, die mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen, weil das Elterngeld in der Regel ja 14 Monate gezahlt wird, wovon dann ein Elternteil mindestens zwei Monate und maximal 12 Monate nehmen muss. Das läuft jetzt ganz gut, auch wenn man feststellen muss, dass es da regionale Unterschiede gibt. 

domradio.de: Die letzte Änderung war die Einführung des ElterngeldPlus. 

Feider: Das ElterngeldPlus hat den Vorteil gebracht, dass die Eltern es dann nochmal teilen und verlängern können. Wenn Eltern Teilzeit arbeiten, müssen sie 25-30 Stunden pro Woche Teilzeit arbeiten, um das Elterngeld auf zwei Jahre zu verlängern. Der Nachteil, den wir als Familienbund darin sehen, ist, dass beide Eltern eine Teilzeitbeschäftigung finden müssen, die parallel läuft, und wo sie mindestens 25 Stunden arbeiten müssen. Da sagen wir: Das ist sehr hoch gegriffen. Man müsste auf 20 Stunden runtergehen, damit die Eltern flexibler sind. Zwischen 25 und 30 ist es ja aktuell festgelegt. Wir wünschen uns, dass die Teilzeit auch flexibler gestaltet werden kann, damit die Eltern nicht beide verpflichtet sind, das so zu machen. Wenn man in großen Betrieben arbeitet, ist das in der Regel eher durchzuführen als in kleineren Betrieben. Und das beide in einem Betrieb arbeiten, der ihnen das ermöglichen kann, das halten wir immer noch für schwierig.

domradio.de: Gibt es da noch andere Schwachstellen?

Feider: Es gibt auch noch andere. Zum Beispiel, dass das Elterngeld Hartz IV Empfängern das auf das Einkommen angerechnet wird. Da würden wir uns wünschen, dass gerade die, die am wenigsten haben, auch mehr davon profitieren müssen. Es wäre unser Wunsch, dass man die Schwächeren der Gesellschaft stärkt. Wir haben eine hohe Kinder- und Familienarmut. Von daher wäre das eine Stütze, da dagegen zu wirken.

Das Interview führte Heike Sicconi.