Katholische Theologen erörtern mehr Beteiligung von Frauen

"Keine Notlösung, sondern eine Frage der Gerechtigkeit"

Die Frauenfrage kommt in der katholischen Kirche nicht zur Ruhe. Theologen stellen sie entschiedener und grundsätzlicher, als es viele Jahre lang der Fall war. Das zeigte sich bei einem Symposion in München.

Forderung nach Frauendiakonat (auf dem Katholikentag in Leipzig) / © Harald Oppitz (KNA)
Forderung nach Frauendiakonat (auf dem Katholikentag in Leipzig) / © Harald Oppitz ( KNA )

Am Ende waren selbst die Veranstalter überrascht. Drei Tage anspruchsvolle theologische Referate und Diskussionen über die Sakramentalität der katholischen Kirche wurden seit Mittwoch in der Katholischen Akademie in Bayern letztlich von der Frauenfrage dominiert. Dabei sei das gar nicht so geplant gewesen, versicherte der Fuldaer Pastoraltheologe Richard Hartmann. Auch waren unter den 140 Seelsorgern aus dem In- und Ausland nur wenige Frauen vertreten.

Dennoch hielt Hartmann die entstandene Dynamik für bezeichnend. Die Zeit "fauler Kompromisse" sei vorbei, deutete er die Stimmung unter den Teilnehmern. Vielleicht "musste erst eine Generation kommen, die nicht wusste, dass es unmöglich ist", zitierte er ein Bonmot von Ralf Dahrendorf, das dieser zum Fall des Eisernen Vorhangs prägte.

"Konservative Reformer"

Nun könnte man durchaus fragen, was es da noch zu diskutieren gibt. 1994 hat Papst Johannes Paul II. die Priesterweihe von Frauen in einem lehramtlichen Schreiben definitiv ausgeschlossen. Diese Position wurde bisher in die Gegenwart von allen seinen Nachfolgern bekräftigt. 

Der Würzburger Fundamentaltheologe Matthias Remenyi bescheinigte diesem "Versuch, die Diskussion mit einem Machtwort zu beenden", geradezu gegenteilige Wirkung. Dadurch sei sie "erst recht befeuert" worden. Der Bochumer Bibelwissenschaftler Thomas Söding sagte, im Neuen Testament fänden sich die Belege dafür, wie erst zu Beginn des zweiten Jahrhunderts "konservative Reformer" Frauen aus Ämtern und Diensten der alten Kirche gedrängt hätten. Das relativiere das Argument der Tradition.

Internationalisierung der Debatte

Söding plädierte für eine Internationalisierung der Debatte. Darin sollten vor allem Erfahrungen von Ordensfrauen in stark wachsenden Gemeinden in Afrika, Asien und Lateinamerika Eingang finden, "und zwar, was sie wirklich tun und nicht nur offiziell". Die Münsteraner Dogmatikerin Dorothea Sattler sagte, entscheidend sei, dass Menschen im Handeln von Männern und Frauen Jesus Christus wiedererkennen könnten.

Den schärfsten Ton schlug der Luzerner Kirchenrechtler Adrian Loretan an. Den Ausschluss von Frauen aus allen höheren Ämtern in der katholischen Kirche bezeichnete er als "Diskriminierung, die dem Willen Gottes widerspricht". Sie zu beseitigen, sei nicht nur als "Notlösung" wegen des Priestermangels geboten, sondern eine Frage der Gerechtigkeit.

Gar nicht zugetraut

Loretan erinnerte daran, dass Papst Paul VI. die Durchsetzung von Menschenrechten in der Kirche als Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) verstanden habe. Katholische Theologen und Kirchenjuristen seien es zudem gewesen, die mit ihrem Denken erst die Grundlagen für Völkerrecht, Rechtsstaatsdenken und Menschenrechte geschaffen hätten. Daran gelte es sich nun wieder zu erinnern.

Als zukunftsweisend würdigte der Schweizer den jüngsten Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz, jede dritte Leitungsfunktion in den Bistümern künftig mit Frauen zu besetzen. Dieser Schritt, den man den Deutschen gar nicht zugetraut habe, sei im Ausland sehr wahrgenommen worden und werde auch in der Debatte um Weiheämter noch seine Wirkung entfalten.

"Männerklüngelei"

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, der die ganze Tagung mit absolvierte, versprach, zumindest das Thema Frauendiakonat auf den von den deutschen Bischöfen beschlossenen "synodalen Weg" mitzunehmen. "Wir kommen an der Frauenfrage nicht vorbei", sagte er. Er habe den Eindruck, dass Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz "und der größere Teil der Bischöfe" das wirklich wolle.

Bode räumte die Gefahr einer Spaltung ein. Dies gelte jedoch nicht nur für die Bischöfe, was an sich schon schlimm sei, sondern auch für das "Volk Gottes, wenn nichts geschieht". Mit Blick auf seine voraussichtlich noch sieben Jahre währende Amtszeit als Bischof habe er eine Weile geglaubt, um das Thema herumzukommen. Nach dem Missbrauchsskandal gehe das aber nicht mehr. Durch diesen sei jegliche "Männerklüngelei" in der Kirche so sehr desavouiert worden, dass die Menschen spürten, Frauen und Männer müssten in der Kirche enger zusammenwirken.

Für die lehramtliche Position fand sich während der Münchner Tagung kein öffentlicher Fürsprecher. Alle Vorträge sollen bis Herbst in einem Band der renommierten Reihe "Quaestiones disputatae" im Herder Verlag publiziert werden.


Quelle:
KNA