Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle schließt

Schnittstelle zwischen Kirche und Wissenschaft

In ethischen Fragen war sie eine angefragte Institution: die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle in Mönchengladbach. Doch die Deutsche Bischofskonferenz will die Einrichtung schließen, nicht nur aus finanziellen Gründen.

Symbolbild Euromünzen in der Hand / © Valentina Todorova (shutterstock)
Symbolbild Euromünzen in der Hand / © Valentina Todorova ( shutterstock )

Die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle (KSZ) in Mönchengladbach wird zum Jahresende ihre Arbeit einstellen. Der Trägerverein habe am Montag seine Auflösung beschlossen, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn mit. Ein großes Anliegen sei es, die fünf Beschäftigten der KSZ bei ihrer beruflichen Neuorientierung aktiv zu unterstützen und sozialverträgliche Lösungen zu finden.

Die KSZ wurde 1963 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gegründet. Sie verstand sich als Schnittstelle zwischen Kirche und Wissenschaft auf dem Feld der katholischen Soziallehre und der Christlichen Sozialethik.

Theologie und Sozialwissenschaften

Hauptgrund für die geplante Schließung ist den Angaben zufolge der Rückgang finanzieller Ressourcen und die veränderte gesellschaftliche Situation. Die theologische Auseinandersetzung mit katholischen und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen habe sich pluralisiert und finde heute an ganz unterschiedlichen Orten statt.

So habe sich in den vergangenen Jahrzehnten die Christliche Sozialethik immer stärker als eigenständiger Fachbereich an den katholisch-theologischen Fakultäten etabliert. Auch katholische Akademien reflektierten sozial- und gesellschaftspolitische Fragestellungen intensiv.

"Kirche zukunftsfest machen"

Den deutschen Bischöfen und dem ZdK sei bewusst, dass die geplante Schließung der KSZ einen Einschnitt bedeute, heiß es. Dieser Schritt bedeutet aber nicht, die Sozialethik als Thema aufzugeben. "Es ist vielmehr das Ziel, die Besorgung der vielen Aufgaben der Kirche zukunftsfest zu machen", so die Bischofskonferenz. Die christliche Sozialwissenschaft werde auch künftig eine zentrale Aufgabe sein. 

Über mehr als vier Jahrzehnte leitete der 2020 verstorbene Jesuitenpater Anton Rauscher die KSZ. Sein Nachfolger ist seit dem Jahr 2010 der Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg. Ihnen dankten Bischofskonferenz und ZdK für ihr Engagement. Am Montag hatte die Theologische Fakultät Paderborn angekündigt, eine Übernahme der KSZ zu prüfen. Ziel sei es, die Kernelemente der Institution in Paderborn weiterzuführen. In ihrer Pressemitteilung geht die Bischofskonferenz darauf nicht ein.

Quelle:
KNA