Katholische Orden bitten Opfer sexuellen Missbrauchs um Entschuldigung

Perspektivwechsel angestrebt

Mit einer Bitte um Entschuldigung bei den Opfern von sexuellem Missbrauch haben die katholischen Orden in Deutschland am Mittwoch ihre viertägige Konferenz in Vallendar bei Koblenz beendet. Die Opfer und deren Angehörige sowie der Opferschutz sollen künftig im Mittelpunkt stehen.

 (DR)

Unter den Orden vollziehe sich ein Perspektivwechsel, erklärte Abt Hermann-Josef Kugler, neu gewählter Vorsitzender der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) zum Abschluss der Tagung «Sexueller Missbrauch Minderjähriger - Schuld und Verantwortung». «Der erste Blick gilt nun dem Opfer und den Angehörigen sowie dem Opferschutz.» Die 2006 gegründete DOK vertritt die Interessen der katholischen Ordensgemeinschaften in Deutschland, der rund 22.000 Ordensfrauen und rund 5.000 Ordensmänner angehören

In der Vergangenheit sei es oft darum gegangen, einen Täter vor angeblich falschen Verdächtigungen zu schützen, beziehungsweise den guten Ruf einer Institution zu wahren, räumte Kugler ein. Die Orden wollen die überarbeiteten Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zu diesem Thema übernehmen. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte als Tagungsgast das gemeinsame Bemühen der Bischöfe und der Orden hervorgehoben, die Missbrauchsproblematik im Sinne der Opfer aufzuarbeiten und Präventionskonzepte zügig umzusetzen.

Lütz: Beziehung zu Gott zerbricht
Der Kölner Psychiater Manfred Lütz betonte während der Tagung, dass Missbrauch durch Ordensleute und Priester als besonders verwerflich empfunden werde, weil die Diskrepanz zwischen Sagen und Tun bei ihnen besonders groß sei. Mit dem Missbrauch durch Geistliche zerbreche bei vielen Opfern zusätzlich zu traumatisierenden Erfahrungen die Beziehung zu Gott. Lütz wies den Vorwurf zurück, eine rigide katholische Sexualmoral habe in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe begünstigt. Missbrauchstäter seien in der Lage, jedes Wertesystem für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, unterstrich er.

Die Missbrauchsbeauftragte der Jesuiten, Rechtsanwältin Ursula Raue, begrüßte, dass verschiedenen Ordensgemeinschaften mittlerweile externe Ansprechpartner für Opfer sexuellen Missbrauchs benannten. Um künftig besser zusammenzuarbeiten beschloss die Mitgliederversammlung zudem die Gründung einer Koordinierungskommission zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Ordensobernkonferenz.