Katholische Menschenrechtler: Kampf gegen die Mafia verstärken - Neuer Generalsekretär im domradio-Interview

Justitia et Pax-Tagung

Katholische Menschenrechtler haben Europas Politiker zu einem stärkeren Einsatz gegen die Mafia aufgerufen. Die Kapitalströme krimineller Organisationen müssten effektiver überwacht werden, hieß es in einem am Sonntag in Palermo veröffentlichten Appell an das Europaparlament. Mit den dabei konfiszierten Gütern ließe sich der Aufbau legaler Wirtschaftsformen fördern. Unterzeichner sind die Menschenrechtskommissionen von 30 europäischen Bischofskonferenzen.

 (DR)

Die «Justitia et Pax»-Generalsekretäre hatten von Freitag bis Sonntag in der sizilianischen Hauptstadt getagt. Inhaltlicher Schwerpunkt des Treffens waren Erfahrungen aus der italienischen katholischen Menschenrechtsarbeit im Kampf gegen die Mafia. Zu den Vortragenden zählte Bischof Giancarlo Bregantini, ehemaliger «Justitia et Pax»-Präsident in Italien und langjähriger Oberhirte der kalabresischen Diözese Locri. Bregantini machte unter anderem von sich reden, als er nach den Ndrangheta-Morden von Duisburg im vergangenen August das kriminelle Clanwesen in Kalabrien scharf verurteilte.

Zeitzeugen aus dem «Mafia-Krieg»
An der Tagung nahmen auch Angehörige und Mitarbeiter des 1993 ermordeten Anti-Mafia-Priesters Don Giuseppe Puglisi und des Richters Paolo Borsellino teil, der 1992 zusammen mit fünf Leibwächtern bei einem Bombenattentat ums Leben kam. Beide gehören zu den prominentesten Opfern im sizilianischen «Mafia-Krieg» der frühen 90er Jahre. Für Don Puglisi ist ein Seligsprechungsverfahren anhängig.

Don Puglisi legte sich mit Mafiabossen an, weil er versuchte, jugendliche Straftäter zu resozialisieren und sie aus den Kreisen des organisierten Verbrechens herauszulösen. Die letzten beiden Lebensjahre des Geistlichen wurden 2005 von Roberto Faenza unter dem Titel «Alla Luce del Sole» verfilmt; der Regisseur war ebenfalls bei der Konferenz zugegen.