Katholische Laien zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

"Gewalt an Frauen passiert überall und jederzeit"

Häusliche Gewalt kommt häufiger vor als Viele sich vorstellen können - europaweit. Am 25. November ist der Internationaler Gedenktag "Nein zu Gewalt an Frauen". Die Vorsitzende des Katholikenausschusses der Stadt Köln, Hannelore Bartscherer, im domradio.de-Interview.

Häusliche Gewalt (dpa)
Häusliche Gewalt / ( dpa )

domradio.de: Die meiste Gewalt an Frauen und Mädchen passiert tatsächlich zu Hause?

Bartscherer: Ja, das ist so. Seit einigen Jahren wird das immer wieder untersucht und dokumentiert - und es ist erwiesen. So schlimm das ist, so ist es. 

domradio.de: Es gibt eine erschreckende Zahl. Laut Aussage der Menschenrechtskommission des Europarates sterben täglich zwölf Frauen in Europa aufgrund von häuslicher Gewalt. Wo passiert sowas in Europa?

Bartscherer: Wenn ich jetzt bestimmte Länder nennen würde, würde ich mich angreifbar machen. Es passiert überall. Europa sind wir alle. Und wenn wir dieses Bewusstsein entwickeln - Frau ist niemals verfügbare Masse und es darf keine Gewalt an Frauen geben, warum auch immer - dann ist die exemplarische Zahl von zwölf Frauen in Europa erschreckend. Aber ich würde die nicht gern auf  bestimmte Länder fokussieren wollen.

domradio.de: Sie beteiligen sich morgen an mehreren Aktionen. Zum Beispiel gehen Sie für andere Frauen von elf bis vierzehn Uhr auf die Straße. Da gibt es eine Aktion vor dem Kaufhof in der Schildergasse hier in Köln. Was machen Sie dort in den drei Stunden?

Bartscherer: Die ganzen Aktionen, die morgen stattfinden, haben alle den Sinn und den Zweck, aufmerksam zu machen auf dieses wichtige Thema. Es gibt Gewalt an Frauen, es gibt häusliche Gewalt an Frauen und es gibt die bei uns hier in Köln. Es gibt die nicht in bestimmten Milieus mit der Klischeevorstellung "underdogs" oder so, sondern es gibt sie überall. Es gibt sie in jeder Bevölkerungsschicht, es gibt sie in jedem Alter und es gibt sie bei Arm oder Reich. Das ist die Botschaft, die erstmal ankommen muss und dafür gibt es solche Veranstaltungen.

domradio.de: Morgen Abend um halb sechs steht dann noch ein Protestmarsch in Ihrem Terminkalender. Der steht unter der Überschrift "Wir fordern die Nacht zurück". Wieso das?

Bartscherer: Viele Frauen haben Angst, nach dem Dunkelwerden über die Straße zu gehen. Solange wir diese Angst nicht thematisieren und auf diese Angst nicht aufmerksam machen, kann auch da nichts passieren. Frauen müssen wie jeder andere Mensch in der Lage sein, sich im Dunkeln sicher und sich sicher fühlend im öffentlichen Raum zu bewegen. Das steckt dahinter.

Das Gespräch führte Tobias Fricke. Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.


Quelle:
DR