Katholische Laien rufen zu Teilnahme an Europawahl auf

Für ein weltoffenes Europa

Katholische Laien aus ganz Europa haben die EU-Bürger zur Teilnahme an den Europawahlen im Juni aufgerufen. In einem am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Appell rufen sie dazu auf, ein geeintes, solidarisches und weltoffenes Europa zu schaffen. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und die französische katholische Laienbewegung "Semaines sociales de France".

 (DR)

Zu den Forderungen der katholischen Laienorganisationen gehört, den Vertrag von Lissabon so schnell wie möglich in Kraft zu setzen. Weil er Effizienz und demokratische Legitimierung der EU stärke, trage er zur Bewältigung der dringendsten Aufgaben bei. Dazu zählten Globalisierung, Klimawandel und demografischer Wandel. Die Katholiken-Bewegungen rufen zudem dazu auf, die gegenwärtige Krise als Chance zu begreifen, die Wirtschaft in den Dienst des Menschen zu stellen. Hier müsse die EU eine weltweite Ordnungspolitik fördern.

Mit Blick auf den Klimawandel kritisieren die Laienbewegungen, die bislang getroffenen Entscheidungen der EU gingen nicht weit genug. Die Industriestaaten und andere Länder leisteten sich weiter Produktionsmethoden und einen Lebensstil, die zu zügelloser Ausbeutung der Ressourcen führten.

Zum demografischen Wandel erklären die katholischen Organisationen, die EU und ihre Mitgliedstaaten müssten die Entfaltung des Familienlebens fördern. Es müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Eltern helfen könnten, ihren Kinderwunsch zu realisieren.

Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören neben den katholischen Laienbewegungen aus Frankreich und Deutschland auch Laien und Laienorganisationen aus den EU-Staaten Belgien, Polen, Österreich, den Niederlanden, Spanien, Großbritannien, Italien und Rumänien. Daneben schlossen sich auch katholische Institutionen aus Kroatien und der Ukraine der Erklärung an.

Parteien loben Appell
Europäische Politiker verschiedener Couleur haben den Aufruf begrüßt. Vertreter von Sozialdemokraten, Christdemokraten und Liberalen erklärten am Mittwoch in Brüssel, sie könnten den Wahlaufruf ganz oder fast vollständig unterzeichnen. Auch EU-Kommissions-Vizepräsident Jacques Barrot begrüßte den Aufruf angesichts der Lage in Europa und der Welt als «wichtiger denn je».
Der Europaabgeordneten Jo Leinen (SPD) hob hervor, dass in dem Appell die Ratifizierung des Lissabon-Vertrags gefordert werde.
Dieser Vertrag sei nötig, um Europa demokratischer und zukunftsfähiger zu machen. Der slowenische Europaabgeordnete Alojz Peterle von der christdemokratisch-konservativen EVP-Fraktion unterstrich, Europa brauche eine Besinnung auf Werte, die schon seine Gründerväter inspiriert hätten.

Die italienische liberale Europaabgeordnete Patrizia Toia lobte die Aussagen zu Solidarität und Entwicklungshilfe. Sie räumte ein, die Passagen zur Familienpolitik würden nicht von allen Mitgliedern ihrer Fraktion geteilt. Barrot sagte, der Appell sei ein Beitrag dazu, Europa wieder Hoffnung auf eine Zukunft zu geben.