DOMRADIO.DE: Das sechste Mal laden Sie als Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands interessierte Frauen ein, das Wort Gottes auszulegen und eine eigene Predigt zu halten. Sie werden am Sonntag, dem 18. Mai in der Basilika St. Marien in Kevelaer predigen. Worum geht's? Was geben Sie den Menschen inhaltlich mit auf den Weg?
Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin und Vorsitzende des kfd-Bundesverbandes): Ich freue mich sehr, dass ich dieses Jahr in Kevelaer predigen kann. Das ist hier am Niederrhein, aber auch darüber hinaus, ein besonderer Ort. In meiner Predigt gehe ich auf die Texte des Sonntags ein. Das ist an dem Tag die Apostelgeschichte, die uns von den ersten Missionare berichtet, die unterwegs sind und den Menschen - wie die Aposteln vor ihnen - vom Glauben erzählen.
Ich stelle mir in meiner Predigt vor, dass auch die Apostelin Juni - deren Fest am 17. Mai feiern - unterwegs war. Ich denke, dass sie ein unglaubliches Charisma gehabt hat und Menschen für den Glauben begeistern konnte. Davon und von der Zeit der Apostelinnen und Apostel werde ich erzählen.

DOMRADIO.DE: Heute und in den kommenden Wochen bis Mitte Mai sind mindestens 130 Frauen angemeldet zu predigen und es werden mindestens 157 Predigten gehalten werden. Wenn jemand daran interessiert ist, eine solche Predigt mitzubekommen, wo und wie findet man die Kirchorte und Frauen?
Göken-Huismann: Wir kriegen noch täglich Anmeldungen. Im Moment sind wir bei fast 200 Predigten und 170 Frauen. Zur Info haben wir eine eigene Homepage: Predigerinnentag.de. Dort findet man alle Predigten aufgelistet und über eine Suchfunktion mit Postleitzahl, Name und Ort, kann man Predigt in seiner oder ihrer Nähe finden. Ich freue mich darüber, dass wir Frauen von ganz hoch im Norden, wie auf der Insel Norderney, bis ins tiefste Bayern sowie vom äußersten Westen bis in den Osten haben, die sich beteiligen.
DOMRADIO.DE: Was möchten Sie mit dem Predigerinnentag erreichen?
Göken-Huismann: Wir fordern, dass der Handlungstext des Synodalen Weges umgesetzt wird, und dass die deutschen Bischöfe die sogenannte Partikularnorm - das ist die Erlaubnis für das deutsche Sprachgebiet - schreiben und es dem Heiligen Stuhl in Rom vorlegen. Wir möchten, dass diese Ungerechtigkeit, dass Frauen nicht die Predigt in der Eucharistie halten dürfen, aufgehoben wird. Es kann nicht sein, dass es sowas im 21. Jahrhundert noch gibt.
DOMRADIO.DE: Der Nachfolger von Papst Franziskus wird ab nächster Woche unter den Kardinälen gesucht. Was würden Sie sich von einem zukünftigen Papst wünschen? Haben Sie Hoffnung, dass Frauen unter dem zukünftig Oberhaupt der katholischen Kirche predigen dürfen?
Göken-Huismann: Die Hoffnung habe ich. Sonst wäre ich nicht dabei. Sonst würde ich mich nicht weiter mit aller Kraft und aller Leidenschaft dafür einsetzen. Franziskus hat Türen geöffnet. Ich wünsche mir, dass die Kirche durch diese Türen geht. Franziskus hat Einzelfälle möglich gemacht. Aber Einzelfälle sind noch keine Öffnung für die gesamte Kirche. Wenn die Kirche und die Kardinäle durch diese Türe gehen und die Lehre und das Recht verändern, wäre ich glücklich.
DOMRADIO.DE: Die katholische Kirche gedenkt am 29. April der Heilige Katharina von Siena. Deswegen startet ihre Aktion an dem Tag. Warum ist sie ein Vorbild für Sie und die predigenden Frauen?
Göken-Huismann: Katharina war eine mutige Frau. Sie hat sich nicht gescheut, den Mächtigen ihrer Zeit im 13. Und 14. Jahrhundert ins Gewissen zu reden. Sie hat klar gepredigt. Sie hat weltlichen Herrschern und auch den Päpsten in Rom deutliche Briefe geschrieben.
Das Interview führte Katharina Geiger.