Katholische Elterngemeinschaft fordert mehr Unterstützung

"Wir sehen das Land in der Pflicht"

Nordrhein-Westfalen will 3.000 neue Lehrer anstellen. Schulen in privater Trägerschaft haben da nichts von. Daher fordert die Katholische Elterngemeinschaft NRW mehr Unterstützung, wie die Vorsitzende Andrea Honecker erklärt.

Symbolbild Lehrermangel / © Caroline Seidel (dpa)
Symbolbild Lehrermangel / © Caroline Seidel ( dpa )

DOMRADIO.DE: Dorothee Feller, NRW-Ministerin für Schule und Bildung, hat angekündigt, dass 3000 neue Lehrkräfte als sogenannte "Vorgriffstellen" eingestellt werden sollen. Reicht Ihnen das nicht?

Andrea Honecker / © KED (privat)
Andrea Honecker / © KED ( privat )

Andrea Honecker (Landesvorsitzende katholische Elternschaft Deutschlands in Nordrhein-Westfalen): Das reicht uns nicht, weil in Nordrhein-Westfalen etwa 17 Prozent der Gymnasien in privater Trägerschaft sind, also in Kirchen- oder Familienträgerschaft. Und diese können von den Vorgriffsstellen nicht profitieren. Die Lehrer mit Vorgriffsstellen werden für die nächsten zwei Jahre an Grundschulen verpflichtet. Von der Gesetzeslage her sind schon zu wenige Grundschulen in diesen Trägerschaften, so dass wir leider von diesen 3.000 Lehrern keine abbekommen.

DOMRADIO.DE: Deswegen haben Sie einen Brief ans Schulministerium gerichtet. Haben Sie schon eine Reaktion bekommen?

Honecker: Leider nicht. Wir haben auch noch keine Eingangsbestätigung bekommen, aber wir werden das auch noch einmal mündlich vorbringen.

DOMRADIO.DE: Welche Erwartung hat die Elternschaft denn hinsichtlich der staatlichen Unterstützung für die neuen Schulen und wie könnten diese Erwartungen erfüllt werden?

Andrea Honecker

"Diese Überhangsstunden müssten wir dann behalten und langsam ausbauen, damit in drei Jahren genügend Lehrkräfte vorhanden sind."

Honecker: Unsere Hoffnung ist, dass wir auf eine andere Art und Weise die Erlaubnis erhalten, über die nächsten drei Jahre Stellen aufzubauen. Und das ist am ehesten möglich über sogenannte Überhänge. Wenn eine Vertretung zeitweise eingesprungen ist, weil eine Lehrerin im Mutterschutz war, oder weil ein Lehrer krank war, hat die Schule daraus zu viele Lehrerstunden generiert, und über diese Überhänge kann man dann dafür sorgen, dass die Person, die zeitweise eingetreten ist, dann doch an der Schule bleiben kann. Diese Überhangsstunden müssten wir dann behalten und langsam ausbauen, damit in drei Jahren genügend Lehrkräfte vorhanden sind.

Insbesondere gilt das in den Mangel-Fächern. Wir müssten uns vorstellen, dass eine mittelgroße Schule in drei Jahren ungefähr sieben bis acht vollständige Lehrerstellen brauchen wird, um den Bedarf zu decken. Besonders in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, d. Red.), aber auch in Sport sind die sehr schwer einzustellen. Und die werden nicht ad hoc in drei Jahren zur Verfügung stehen. In solchen Fächern wäre es wichtig, jetzt damit zu beginnen, die einzustellen oder sie zu behalten.

DOMRADIO.DE: Inwieweit werden Schüler und vor allem auch Eltern in die finanzielle Planung und Entscheidungsfindung damit einbezogen?

Andrea Honecker

"Die Träger zahlen bereits einen Eigenanteil für ihre Lehrerversorgung."

Honecker: Die Schüler und die Eltern werden in der Regel gar nicht in finanzielle Planungen einbezogen. An unseren Ersatz-Schulen haben sich in den letzten Jahren viele Probleme ergeben, so dass Eltern an der Finanzierung bereits beteiligt sind. Bei der Digitalisierung, beim Deutschlandticket und dem Schülertransport. Eltern tragen schon bei ganze vielen Dingen finanziell zur Schule bei.

An den Ersatz-Schulen haben wir eine Refinanzierungsquote von 94 Prozent. Das heißt die Träger zahlen bereits einen Eigenanteil für ihre Lehrerversorgung. Deshalb sehen wir das Land in der Pflicht, auch für die Ersatz-Schulen diese zusätzlichen Lehrer und Lehrerstunden zu finanzieren.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Katholische Schulen in Kürze

Die katholische Kirche ist nach eigener Darstellung der größte freie Schulträger in Deutschland. Das Grundgesetz räumt in Artikel 7 freien Trägern das "Recht zur Errichtung von privaten Schulen" ein. Auf dieser Grundlage sind derzeit rund zehn Prozent der Schulen in der Bundesrepublik sogenannte "Schulen in freier Trägerschaft". Im Schuljahr 2015/2016 besuchten rund 360.000 Schüler eine der 904 katholischen Schulen. Damit gehen rund 3,7 Prozent aller Schüler in eine katholische Einrichtung.

Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
DR