Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben den Muslimen Segenswünsche zum muslimischen Fastenmonat Ramadan übermittelt und sich gegen gesellschaftliche Polarisierungen gewandt. "Machen wir uns auf, Spaltungen zu überwinden, Kränkungen zu vergeben und dem Gemeinwohl zu dienen", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Freitag in Bonn. Christen und Muslime seien gemeinsam berufen, dem Frieden zu dienen.
Der Limburger Bischof verwies darauf, dass beide Religionen - ungeachtet aller Unterschiede - auch spirituell miteinander verbunden seien. Darauf deute auch die terminliche Überschneidung von Ramadan und christlicher Fastenzeit in diesem Jahr hin. Der Ramadan beginnt am heutigen Freitagabend, die christliche Fastenzeit am kommenden Mittwoch. Sie überschneiden sich damit vier Wochen.
"Dem Frieden und der Barmherzigkeit dienen"
"Christliche und muslimische Gläubige können daher gleichzeitig erfahren, dass Fastenzeiten Zeiten der Umkehr sind", schreibt Bätzing. "Der fastende Mensch besinnt sich erneut auf Gott, sucht die Nähe seines Schöpfers im Gebet, zeigt sich solidarisch mit den Bedürftigen, übt sich in Nächstenliebe."
Auch die Spitzen der christlichen Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben zum muslimischen Fastenmonat Ramadan Grüße an die muslimischen Gemeinschaften gesendet. Die Kirchenvertreter heben darin den Wunsch nach Frieden hervor: "Wir sind als Christinnen und Christen und als Musliminnen und Muslime berufen, dem Frieden und der Barmherzigkeit zu dienen, Hass zu überwinden und Brücken zwischen Menschen zu bauen. Unsere religiösen Traditionen lehren uns, das Leben zu achten und zu schützen." Der Beitrag der Religionen zum Frieden sei wichtig, denn Menschen könnten diesen nicht allein schaffen, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Brief.
Gelegenheit zur Besinnung auf das Wesentliche im Leben
Unterschrieben ist er von den fünf katholischen Bischöfen und den Spitzen der drei evangelischen Landeskirchen in NRW. Die Verantwortlichen luden zum Handeln für eine gute Zukunft im Sinne Gottes ein. "Dafür kann es nötig sein, dass wir aufstehen und unsere Stimme erheben, wenn der unbedingte Wert eines jeden menschlichen Lebens angezweifelt, bedroht oder verletzt wird."
Die Kirchenvertreter betonten die besondere Bedeutung des Ramadan wie auch der etwa gleichzeitig stattfindenden christlichen Fastenzeit. Die Zeiten seien Gelegenheit, sich auf das Wesentliche im Leben zu besinnen. Der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt am Samstag, die christliche Fastenzeit am Mittwoch.
Auch niedersächsische Politik und Kirche grüßen Muslime
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat den Musliminnen und Muslimen zum Fastenmonat eine Zeit der Zuversicht, Einkehr und des Zusammenhalts gewünscht. "Die bevorstehende Zeit des Ramadans bietet eine wertvolle Gelegenheit, Zeichen der Solidarität zu setzen", so Weil am Freitag in Hannover.
"Es ist der Moment, Brücken zu bauen, das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen zu vertiefen und gemeinsam den Weg zu einer starken, geeinten Gesellschaft zu gehen." Der SPD-Politiker rief auch dazu auf, gemeinsam für demokratische Werte einzutreten.
Respektvoller Umgang und ein friedvolles Zusammenleben
Auch der katholische Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, schickte Grüße an die muslimischen Gemeinden. Der Glaube gebe Zuversicht auf einen respektvollen Umgang und ein friedvolles Zusammenleben. "Als Menschen, die an die Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen glauben, dürfen wir uns nicht von Hass und einfachen Wahrheiten verführen lassen", so der Bischof. "Vielmehr müssen wir jeder Politik der Ausgrenzung eine deutliche Absage erteilen. Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt kennen keine Ausnahme; sie gelten allen Menschen und machen eine Gesellschaft menschlich."
Wilmer lobte Demonstrationen gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit und andere Diskriminierungen. "Der Wunsch nach einer besseren Welt lässt uns Menschen zusammenhalten und zusammen Haltung zeigen." Wilmer dankte muslimischen Gemeinden für Einladungen zum gemeinsamen Fastenbrechen. "Ich wünsche mir und ich hoffe, dass das gemeinsame Fastenbrechen über Religionsgrenzen hinweg auch in diesem Jahr dazu beiträgt, Freundschaften zu festigen, neue Perspektiven zu eröffnen und vermeintlich Trennendes zu überwinden."
Hinweis: Der Artikel wurde um 14.45 Uhr erweitert.