Katholikenkomitee beendet Herbstvollversammlung

Frischer Wind und wenig Turbulenzen

Am Samstag ist die Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken mit der Wahl der Verbandsvertreter zu Ende gegangen. Das Gremium ist jünger geworden – und politischer.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

Die Stadthalle im ehemaligen Bonner Diplomatenviertel Bad Godesberg: Hier trifft sich traditionell das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zu seiner Herbstvollversammlung. In dem seit kurzem denkmalgeschützten Gebäude wurde Geschichte geschrieben.  Die SPD verabschiedete dort 1959 ihr "Godesberger Programm". Ähnlich Grundstürzendes war von der am Samstag beendeten Zusammenkunft des höchsten Gremiums der katholischen Laien in Deutschland nicht zu erwarten. Obwohl es ebenfalls - aus einem kirchlichen Blickwinkel - um das Verhältnis von Politik und Gesellschaft ging.



So warnte ZdK-Präsident Alois Glück bereits zum Auftakt der Vollversammlung am Freitag vor einem schwindenden Einfluss der Kirchen. Nach der Bundestagswahl 2013 kämen absehbar deutlich weniger Abgeordnete aus dem kirchlichen Raum. Umso wichtiger sei es, dass sich Menschen aus diesem Umfeld auch künftig in Politik und Gesellschaft einbrächten, so Glück. "Ich wünsche mir von der Kirche mehr Ermutigung zum öffentlichen Engagement."



Immerhin: Noch ist das Reservoir groß genug. Das zeigten auch die Wahlen zum Kreis der "Einzelpersönlichkeiten", die alle vier Jahre stattfinden. Diese Gruppe bildet zusammen mit den 84 Vertretern der Diözesanräte und den 97 Verbandsvertretern die ZdK-Vollversammlung. Nach vier Wahlgängen stand am Samstag fest: Das Gremium ist jünger geworden - und politischer. Zu den neuen Köpfen gehören die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (beide CDU), oder die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne).



Wieder dabei sind mit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Integrations-Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) sowie dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) weitere bekannte Gesichter. Dass Rösler eigens zu einer Podiumsdiskussion nach Bonn kam, dürfte ein Zeichen der Wertschätzung sein, die das ZdK bei führenden Politikern nach wie vor genießt. Gleichzeitig scheint auch das innerkirchliche Gespräch mit den Bischöfen wieder entspannter zu verlaufen - nachdem es vor genau einem Jahr ordentlich gekracht hatte.



Damals sprach sich die Vollversammlung in ihrem Papier "Für ein partnerschaftliches Zusammenwirken von Frauen und Männern in der Kirche" unter anderem für eine Zulassung von Frauen zum Diakonenamt aus. Die Deutsche Bischofskonferenz kritisierte die Entschließung in einer ersten Reaktion als nicht hilfreich. In der Zwischenzeit habe es jedoch viele konstruktive Ansätze gegeben, betonte ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel. Die Rolle der Frau in der Kirche stehe auch bei den Bischöfen auf der Agenda. Ausdrücklich würdigte sie dabei die vermittelnden Gespräche mit dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.



Doch der Schreck über diese Konfrontation steckte einigen Mitgliedern des Katholikenkomitees wohl noch in den Knochen. Ein Papier über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen wurde inhaltlich fast bis zur Unkenntlichkeit geglättet. Statt wie in der ursprünglichen Fassung den generellen Ausschluss der Betroffenen vom Kommunionempfang und anderen Sakramenten anzuprangern, beließ man es bei dem gewundenen Satz: "Die Wertschätzung der unauflöslichen Ehe wird bei den Gläubigen wie in der Gesellschaft insgesamt steigen, wenn die Kirche zugleich die unzerbrüchliche Liebe Gottes auch bei einem tragischen, ja sogar schuldbehaftenen Scheitern durch ihr Tun lebensdienlich erfahrbar macht."



Vielleicht ist all das aber auch Ausdruck einer Annäherung von Laien und Bischöfen - trotz mancher Differenzen im Detail. Bei der SPD ging es 1959 darum, aus einer Milieupartei eine Volkspartei zu machen. Der katholischen Kirche steht dagegen laut ZdK-Präsident Glück ein epochaler Wandel von der großen Volkskirche zu einer Stimme unter vielen im Konzert der Religionen bevor. Da mag es bisweilen sinnvoll sein, sich stärker auf die gemeinsamen Ziele zu besinnen.