Katholiken zu stärkerem Engagement in Ostdeutschland aufgerufen

Aktiv in der Diaspora

Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat die deutschen Katholiken zu mehr Engagement in den neuen Bundesländern aufgerufen. Die Minderheitenlage der Kirche in Ostdeutschland müsse für sie "noch stärker als gemeinsame Herausforderung in den Blick kommen", sagte Wanke am Dienstagabend bei einem Vortrag in Berlin.

 (DR)

Die Orden hätten dies teilweise bereits erkannt. Sie seien "mit ihren oft auch schwachen Kräften im Osten gut eingestiegen" und erkundeten neue pastorale Möglichkeiten. Im bereits weitgehend säkularisierten Osten werde sich beispielhaft entscheiden, ob die kirchliche Verkündigung "in ganz Deutschland einen Fuß auf den Boden bekommt oder nicht", betonte der Bischof des Bistums Erfurt. Im Osten müsse die Kirche die Kräfte aufbringen, "die dem Evangelium in der postmodernen Gesellschaft neuen Glanz zu geben vermögen".



Fremdheit gegenüber allem Kirchlichen

Ostdeutschlands dienstältester Bischof räumte zugleich ein, angesichts ihrer rückläufigen finanziellen Mittel müsse die Kirche in den neuen Ländern pastorale Schwerpunkte setzen. Als Beispiele nannte er unter anderem Bildungshäuser, Kindergärten und Schulen in ihrer Trägerschaft. Dabei werde die Seelsorge an den vielen Nichtgläubigen und "Halbgläubigen" wichtiger, die etwa an Weihnachten, bei der Einschulung ihrer Kinder und Beerdigungen oder Notsituationen punktuell mit der Kirche in Kontakt kämen. Die "Einigelung" der Kirche aus DDR-Zeiten müsse endgültig überwunden werden.



Wanke hob zugleich die "sehr große Fremdheit" der meisten Ostdeutschen allem Kirchlichem gegenüber hervor. Es gebe bei ihnen aber weniger kirchlich "hausgemachte" Vorurteile und Missverständnisse. Im Vergleich zu den Westdeutschen seien sie unbelasteter von negativen Kirchenerfahrungen, zumindest was ihre eigene Biografie betreffe. Wenn die Kirche die Sehnsucht auch der Ostdeutschen nach "gelingenden Beziehungen" ernst nehme, eröffne sie sich damit neue pastorale Chancen. Wanke sprach auf Einladung des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung.