Katholiken kritisieren Stellenabbau bei Allianz

Wirtschaft kein wertfreier Raum?

Der Allianz-Konzern sollte nach Auffassung des Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) im Erzbistum Köln Vorstandsgehälter reduzieren, statt Stellen abzubauen. Alternativ ließen sich die Dividenden verringern oder Versicherungsgebäude weniger aufwendig bauen, erklärte KKV-Diözesanvorsitzender Bernd-M.

 (DR)

Der Allianz-Konzern sollte nach Auffassung des Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) im Erzbistum Köln Vorstandsgehälter reduzieren, statt Stellen abzubauen. Alternativ ließen sich die Dividenden verringern oder Versicherungsgebäude weniger aufwendig bauen, erklärte KKV-Diözesanvorsitzender Bernd-M. Wehner in Köln. "Die angekündigte Streichung trotz Milliardengewinnen zeigt, dass es großen Konzernen nur noch um Gewinnmaximierung geht". Mitarbeiter, die die Gewinne ermöglicht hätten, seien nur noch ein "Kostenfaktor".

"Wirtschaft ist kein wertfreier Raum"
Wehner kritisierte, die Verantwortlichen in der Wirtschaft sollten sich wieder mehr von einem "richtig verstandenen Unternehmerethos" leiten lassen. Wirtschaft sei kein wertfreier Raum. Im Konflikt zwischen Gewinnerzielung, Kundenorientierung und sozialer Verantwortung für die Beschäftigten müsse das Gewissen besonders geschärft sein. Der KKV zählt nach eigenen Angaben bundesweit 9.000 Mitglieder, im Erzbistum Köln etwa 600.

Gefahr für den sozialen Frieden
Auch der Katholikenausschuss in der Stadt Köln hat dem Finanzkonzern vorgeworfen, durch "maßlosen Stellenabbau in Zeiten bester Gewinne" den sozialen Frieden zu gefährden. Unternehmen dürften sich nicht ausschließlich nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung ausrichten, sondern hätten eine soziale Verantwortung für die Beschäftigten und deren Familien. Die Allianz-Gruppe scheine jedes Augenmaß verloren zu haben, so die Vertretung katholischer Laien. Der Abbau von 1.500 Arbeitsplätzen in Köln bedeute für die Betroffenen eine Katastrophe. Die Vorsitzende Hannelore Bartscherer fordert im
domradio-Interview
soziale Verantwortung für die Beschäftigten und deren Familien.

Auch die Evangelische Kirche im Rheinland hatte den geplanten Abbau scharf kritisiert. Private Renditeerwartungen seien nicht "das Maß aller Dinge und allen Verhaltens", so Präses Nikolaus Schneider. Er forderte einen Ordnungsrahmen für das Wirtschaften in Deutschland, der es zum Dienst für das Leben aller Menschen bestimmt.

Mehrere Standorte sollen geschlossen werden
Der Allianz-Konzern hatte im Juni umfangreiche Stellenstreichungen trotz Rekordgewinnen angekündigt. Allianz-Chef Rupprecht will so bis zu 600 Millionen Euro einsparen. Er sprach von schmerzlichen, aber notwendigen Schritten, um die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns zu sichern. Der Vorstandschef des Konzerns, Michael Diekmann (Jahresgehalt laut "Manager Magazin" ca. 2.5 Millionen Euro), verteidigte den geplanten Abbau von 5.000 Stellen bei der Allianz und 2.500 bei der Tochter Dresdner Bank. Das Unternehmen laboriere "schon seit etlichen Jahren an den Symptomen einer grundlegenden Malaise herum", sagte Diekmann dem "Spiegel". Es müssten fundamentale Strukturänderungen vorgenommen werden. Da nütze auch der Hinweis auf den Rekordgewinn von zuletzt 4,4 Milliarden Euro nichts. "Der Gewinn von gestern sagt nichts aus über den von morgen", so Diekmann.
(KNA, dr)

Bernd M. Wehner, Diözesanvorsitzender des Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung KKV fordert im domradio-Interview mehr Unternehmerethos in der Wirtschaft. (in Kürze online)