Kardinal Woelki über den Kongress

"Es geht um Christus als die Mitte der Kirche"

Für Rainer Maria Kardinal Woelki ist der Eucharistische Kongress auch ein Wiedersehen mit seiner alten Heimat Köln. Am Samstagmorgen hat er die Katechese in der Kirche Groß St. Martin gehalten.

 (DR)

domradio.de: Kardinal Woelki, Sie waren lange in Köln, das Rheinland ist Ihre Heimat. Jetzt sind Sie seit zwei Jahren in Berlin. Wie ist es, zu so einem Großereignis als Kardinal zurück nach Köln zu kommen?

Rainer Maria Kardinal Woelki: Ich erlebe die Stadt natürlich noch einmal völlig anders. Das hängt natürlich sicherlich mit den vielen Pilgern zusammen. Das ist eine ungeheure geistliche Atmosphäre. Darüber hinaus erlebe ich sie noch einmal anders, weil ich auch als Zugereister komme. Ich treffe so viele alte Bekannte und Freunde wieder, auch aus den Gemeinden und viele, mit denen ich hier studiert habe. Es ist also ein wirklich schönes Erlebnis. Das sind sehr schöne Tage für mich.

domradio.de: Heute waren Sie in der Basilika Groß St. Martin und haben die Katechese und die Heilige Messe mit vielen, vielen Gläubigen gefeiert. Die Kirche war sehr voll. Wie haben Sie diesen Morgen erlebt?

Kardinal Woelki: Sehr dicht, sehr intensiv. Die Leute waren ungeheuer aufmerksam, sind emotional mitgegangen und waren sehr konzentriert bei der Sache. Eine tiefe, geistliche Atmosphäre. Ein Vormittag, auch mit der anschließenden Eucharistiefeier, der mich - und ich glaube das auch für anderen sagen zu können - wirklich im Glauben gestärkt und berührt hat.

domradio.de: Sprechen wir über das ganze Jahr 2013. Es ist ein sehr dichtes Jahr gewesen, um Ihre Wort zu benutzen. Erst der überraschende Rücktritt von Benedikt XVI., dann das Konklave - für Sie zum ersten Mal in Rom. Jetzt dieses Großereignis hier in Köln, sehen Sie das alles in einer Reihe? Ist der Eucharistische Kongress wirklich auch so ein Marker im Jahr?

Kardinal Woelki: Für mich auf jeden Fall. Ich denke, es ist gut, dass wir im Jahr des Glaubens stehen, das Papst Benedikt XVI. ja noch ausgerufen hat, und da ist das wirklich ein Marker. Das ist ein Marker im Rahmen des Dialogprozesses der Deutschen Bischöfe, und es ist insofern ein weiterer Marker, als es mit Blick auf die Eucharistie darum geht, Christus in den Mittelpunkt zu stellen. Wir Bischöfe, wir Gläubigen, machen ja nicht die Kirche, sondern Er ist das Zentrum, Er steht in der Mitte und Er leitet auch die Kirche. Und dass wir gerade über diesen Kongress hier wieder ein Stück dahinzurückfinden, glaube ich, das tut uns allen ganz gut.

domradio.de: Haben Sie den Eindruck, dass diese Botschaft, dass Er in der Mitte steht, hier in diesen fünf Tagen in Köln auch wirklich so herüberkommt?

Kardinal Woelki: Ja, den Eindruck habe ich. Jedenfalls bei den Veranstaltungen, die ich besucht habe, war das so, bei den vielen Katechesen und Gottesdiensten. Ich war gestern auch beim wissenschaftlichen Forum mit vielen Arbeitskreisen und Vorträgen. Das war natürlich in einer ganz anderen Weise dann der Fall, das war ja eine intellektuelle Auseinandersetzung mit den Inhalten des Glaubens und insbesondere der Eucharistietheologie. Ich habe wirklich den Eindruck, dass jeder, der hier hingekommen ist und auch jeder, der mitwirkt, sich dessen bewusst ist: Es geht um Christus als die Mitte der Kirche.

domradio.de: Heute Abend steht ja noch ein großer Höhepunkt des Programms an. Sie werden die Nacht des Lichtes feiern mit hoffentlich vielen tausend Gläubigen im Tanzbrunnen. Was wird das für ein Abend werden, freuen Sie sich darauf?

Kardinal Woelki: Ich freue mich wahnsinnig darauf. Ich stelle mir das so ähnlich vor wie damals auf dem Marienfeld beim Weltjugendtag mit dieser Lichterfeier. Ich glaube, dass es eine sehr dichte, auch emotionale Feier werden wird, mit Betrachtung, mit Gebet, mit Gesang und dann vor allen Dingen eben mit einer Anbetung auch hier: Der Herr in der Mitte des Volkes Gottes und ich glaube, das ist auch gut so.

domradio.de: Mit der Nacht des Lichtes ist der Eucharistische Kongress so gut wie vorbei. Morgen gibt es noch die große Abschlussmesse im Kölner Fußballstadion. Wie fällt Ihr Fazit dieser Tage aus?

Kardinal Woelki: Gut, dass sie stattgefunden haben. Ich bin froh für jeden, der gekommen ist, und das sind wahnsinnig viele gewesen. Ich glaube viel mehr, als man ursprünglich erwartet hat. Ich bin vor allem deshalb froh, weil ich fest von überzeugt bin, dass diejenigen, die gekommen sind, in ihrem Glauben, in ihrer Christusfreundschaft und in ihrer Gottesbeziehung einfach gestärkt und gefestigt worden sind. Schon alleine dafür hat es sich gelohnt.

domradio.de: Rufen diese Tage in Köln vielleicht sogar nach einer Wiederholung eines Eucharistischen Kongresses?

Kardinal Woelki: Man kann es nicht so oft machen, das ist ja auch ein großer Aufwand. Und je öfter man das tut, desto mehr nutzt sich so etwas ab. Aber ich glaube, dass wir solche Orte brauchen und es wird sicherlich gut sein, in einer absehbaren Zeit so etwas zu wiederholen.

 Das Interview führte Matthias Friebe.