Kardinal Woelki sendet Sternsinger aus

"Danke, dass es Euch gibt!"

Kinder bedürften weltweit eines besonderen Schutzes. Dieser Appell ist die zentrale Botschaft von Erzbischof Woelki, als er die vielen Kinder im Dom für ihren Dienst als Kaspar, Melchior und Balthasar segnet.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Die Sternsinger kommen! / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Sternsinger kommen! / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Sandhya, Suriyh, Alexandra und Sophie habe an diesem Morgen im Dom die Pole-Position. Denn sie sitzen in der ersten Reihe und haben freien Blick auf den Vierungsaltar. "Toll" finden die Mädchen aus St. Margareta in Zülpich-Hoven den gewaltigen Dom. So eine riesige Kirche haben sie zuhause nicht. Zwei von ihnen sind dank Begleiterin Alexandra Offermann zum ersten Mal überhaupt in Kölns Kathedrale und staunen über deren Ausmaße. Offermann betreut auch daheim die 20 Sternsinger, die am Wochenende um den Dreikönigstag von Haus zu Haus ziehen und den Menschen den Segen bringen. Über zwei Stunden, sagt sie, seien sie unterwegs gewesen. Schließlich ist die Anreise weit von der Peripherie des Erzbistums in dessen Zentrum.

Auch für Pfarrer Hans-Peter Kippels, Gemeindereferent Ingo Krey und Pastoralreferent Thomas Blum aus Erftstadt, einer großen Pastoralen Einheit mit inzwischen 15 Gemeinden, ist die Aussendungsfeier mit dem Erzbischof Ende Dezember seit über zehn Jahren ein "Jour fixe". Mit 100 Sternsingern sind sie diesmal in den Dom gekommen und nehmen allein mit den erwachsenen Gruppenleitern etwa 15 Bankreihen in Beschlag. Der regelmäßige Dombesuch zur Vorbereitung auf die Sternsingeraktion zuhause sei ein wunderbarer Auftakt und "super Erlebnis"  für die Kinder, schwärmt Krey, der vor allem unter den Erstkommunionkindern des nächsten Jahres, aber grundsätzlich auch in den Grundschulen und unteren Jahrgängen der weiterführenden Schulen fürs Mitmachen wirbt.

Ingo Krey, Gemeindereferent

"Hier erleben die Kinder eine große Gemeinschaft. Das ist der klassische Blick über den Tellerrand hinaus."

"Für die meisten ist das ein emotionales Highlight, den Dreikönigsschrein zu sehen und die Bischofskirche zu erleben", erklärt er. Immerhin hätten die meisten Kinder noch nie einen Domgottesdienst mit gefeiert. "Hier erleben sie eine große Gemeinschaft. Das ist der klassische Blick über den Tellerrand hinaus." Trotzdem räumt der Gemeindereferent aus dem Seelsorgebereich Rotbach-Erftaue ein, dass die Zahlen rückläufig seien. "Wir spüren zum einen immer noch Corona, aber natürlich auch bei vielen Familien eine Entfremdung, ein Abstand Halten zur Kirche." Daher freue er sich umso mehr, dass auch immer noch viele Eltern diese Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder unterstützten und die kleinen Sternsinger einen Teil ihrer Ferien opferten. "Es ist doch beeindruckend, dass sie das machen", findet er.

Beeindruckt von den vielen großen und kleinen bunt gewandeten Majestäten mit ihren gold glänzenden Kronen oder kunstvoll gewickelten Turbanen zeigt sich auch Kardinal Woelki, der ihnen gleich zu Beginn sichtlich erfreut entgegen ruft: "Danke, dass es Euch gibt! Danke, dass Ihr Euch in die Nachfolge der Heiligen Drei Könige, die ersten Sternsinger, stellt und wie sie dem Stern folgt." Für seine einfühlsame Katechese stellt er sich dann mitten unter die Kinder im vollbesetzten Dom und will von ihnen wissen, ob sie schon mal erlebt hätten, wie es sei, wenn eine kleinere Schwester oder ein kleinerer Bruder geboren werde, und wie es sich anfühle, so ein Baby im Arm zu halten. "Schön", sagt Sandhya in der ersten Reihe. "Aufregend", findet das ein anderes Mädchen, und ein drittes meint entwaffnend ehrlich: "Auch nervig, weil ich immer auf meinen Bruder aufpassen muss."

Kardinal Woelki

"Kinder haben ein Recht auf Leben, auf Zukunft und auf Bildung. Sie haben  ein Recht darauf, nicht ausgebeutet zu werden, und darauf, dass es ihnen gut geht."

Der Kardinal bekennt, ebenfalls großer Bruder von zwei jüngeren Geschwistern gewesen zu sein und dieses Gefühl zu kennen, aber eben auch, dass man ein kleines Kind mit einer solchen Geste schützen wolle, Angst habe, ihm weh zu tun, eben weil es so zerbrechlich und zart sei. Erwachsene müssten gerade mit solchen kleinen Wesen sehr vorsichtig, zärtlich, respektvoll und schützend umgehen, weil Menschen grundsätzlich, aber eben besonders Kinder so verletztlich seien, mahnt der Erzbischof. "Weil man ihnen so schnell Schaden zufügen kann, dass sie unter den Folgen und Schmerzen ein Leben lang leiden." Auch bei uns würden Kinder verletzt, fügt der Kardinal wörtlich hinzu. Und weltweit sei es eine Milliarde Kinder, die von Verbrechen an Leib und Seele sowie Ausbeutung jedweder Art betroffen sei, stellt er fest.

Gerade auch in Indonesien, dem Beispielland der diesjährigen Sternsingeraktion, hätten Kinder oft keine Rechte und seien daher besonders betroffen, erläutert er seinen Zuhörern, um dann zu betonen: "Kinder haben ein Recht auf Leben, auf Zukunft und auf Bildung. Sie haben  ein Recht darauf, nicht ausgebeutet zu werden, und darauf, dass es ihnen gut geht. Jesus identifiziere sich mit ihnen und leide mit ihnen, unterstreicht der Kardinal den Kindern in den Bankreihen zugewandt. Bevor er schließlich die Kreide segnet, mit denen die Sternsinger demnächst den Segensspruch in allen Gemeinden des Bistums an die Haustüren schreiben, und die Kinder mit seinem Segen entlässt, sagt er abschließend: "Ich wünsche Euch, dass Ihr Licht in ihre Dunkelheit bringt, damit sie menschenwürdig leben können und die Rechte bekommen, die ihnen zustehen. Dann wiederholt er noch einmal mit Nachdruck: "Danke, dass es Euch gibt!"

Quelle:
DR
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