Kardinal Woelki lobt Umgang des Papstes mit "Vatileaks"

Geradlinigkeit und Beharrlichkeit

Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat das Verhalten von Papst Benedikt XVI. in der "Vatileaks"-Affäre gelobt. Er bewundere "die Geradlinigkeit und Beharrlichkeit" des Papstes in dieser Frage, sagte Woelki beim Medienempfang des Erzbistums Berlin am Donnerstagabend in der Bundeshauptstadt.

 (DR)

Benedikt XVI. habe mit "Geradlinigkeit und Beharrlichkeit auf alle Effekte in der Klärung dieses Vertrauensbruchs verzichtet", fügte der Kardinal hinzu. Manche hätten den Papst in der "Vatileaks"-Affäre zu einem Machtwort, drastischen Konsequenzen oder Entlassungen geraten. Benedikt habe sich aber "vor übereilten Antworten gehütet". Bei der sogenannten "Vatileaks"-Affäre geht es um die Weitergabe vertraulicher Dokumente von Papst Benedikt XVI. an Dritte.



Bei der Vorstellung der deutschen Ausgabe seines Buches "Seine Heiligkeit" hatte der "Vatileaks"-Autor Gianluigi Nuzzi am Montag in Berlin die zeitweilige Inhaftierung des Kammerdieners Paolo Gabriele und seinen anschließenden Hausarrest als absolut unverhältnismäßig kritisiert. Gabriele, der Nuzzi zahlreiche Dokumente überlassen hatte, wird sich demnächst einem vatikanischen Gericht gegenüber verantworten müssen.



Woelki sagte zudem, er habe Benedikt XVI. als einen Menschen erlebt, "der mehr zuhört als redet, der ein Ohr hat für die Sorgen und Probleme, die ich ihm schildern konnte, und am Ende mich nicht belehren wollte, sondern fragte, wie er mir helfen könnte". Diese Haltung habe auch den Deutschlandbesuch vor einem Jahr entscheidend geprägt. Benedikt XVI. habe "durch sein Zuhören, sein Schweigen und sein Nachdenken seinem Besuch in Deutschland eine bleibende Bedeutung und Wirkung verliehen", so der Kardinal.



Woelki als "medialer Glücksfall"

Bei dem Empfang hob die Caritasdirektorin für das Erzbistum Berlin, Ulrike Kostka, die Rolle der Medien bei der Aufdeckung sozialer Not hervor. Dabei bezeichnete sie Woelki als "medialen Glücksfall". Der Kardinal nehme zu sozialen Fragen Stellung und stelle sich "Benachteiligten auch medial zur Seite", sagte Kostka. "Dafür danke ich Ihnen sehr."



Auch die Caritas werde sich "sozialpolitisch noch pointierter" äußern, kündigte die Verbandschefin an. "Wir werden uns noch aktiver in das Geschehen hier in der Hauptstadt und im ganzen Bistum einmischen - als Anwalt derer, die keine Stimme haben." Die Caritas verstehe sich als "Seismograf für soziale Nöte". Kostka rief die Medien auf, auch neue Problemlagen in den Blick zu nehmen. Als Beispiel führte sie an, dass "immer mehr EU-Bürger und andere Menschen aus Osteuropa in Berlin stranden und unversorgt auf der Straße leben".