Kardinal Woelki gibt im Radio Einblicke in sein Leben

57 Jahre in acht Super-Hits

"Ich komme nicht immer stressfrei mit anderen aus", räumt Rainer Maria Woelki ein. Selbst vor Mikrophonen hat der Kardinal keine Scheu, Schwächen einzugestehen. Auch deshalb hat er wohl die Medien auf seiner Seite, seit er vor über zwei Jahren Berliner Erzbischof wurde. Nun war er bei Radio-Talkerin Bettina Rust zu Gast.

Rainer Maria Kardinal Woelki (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( dpa )

In der Reihe "Hörbar Rust" von Radioeins des RBB verrät Woelki nicht nur seinen Musikgeschmack. Bei der Aufzeichnung der Sendung hat er auch wenig bekannte Seiten seiner Biografie aufgeschlagen. Am 22. Dezember, dem vierten Adventssonntag, können sich die Hörer von 14 bis 16 Uhr selbst ein - akustisches - Bild davon machen oder es anschließend im Internet als Podcast abrufen.

In der Radioreihe bringen die Gäste Musik mit, die für Stationen ihres Lebens stehen. Woelki läßt es im Rückblick mit "Rock around the Clock" beginnen. Denn 1956, als der US-Amerikaner Bill Haley die Hymne der Rock'n Roller erstmals intonierte, wurde Woelki in Köln geboren.

Musik stand bei dem Sohn einer ostpreußischen Flüchtlingsfamilie schon früh hoch im Kurs - und machte ihm Beine. In jungen Jahren spielte er nicht nur Basketball, sondern ging "sehr gerne" auch in die Tanzschule. Damals gab es auch eine "feste Freundin", wie Rust recherchierte. "Ich konnte mir gut vorstellen, Vater zu sein, eine Familie zu haben", erinnert sich Woelki.

Erlebnisse bei der Bundeswehr

Und doch: "Ich wollte relativ früh schon Priester werden", stellt er zugleich klar. Es waren zunächst die "positiven Erfahrungen" seiner Kölner Gemeinde. "Ich wollte dieses Bild von Kirche weitergeben", erklärt er. Ebenso wichtig waren jedoch Erlebnisse bei der Bundeswehr. Als Rekrut erlebte Woelki "eine Reihe von Selbstmorden und Unfällen" von Kameraden, eine "existenzielle Krise" auch für ihn selbst. "Der Wunsch wurde wieder lebendig", bringt er diese Phase seiner Berufungsgeschichte zum Priester auf den Punkt.

Den Hit "Live is life" der Popgruppe "Opus" wählt Woelki für das Jahr 1985, als er zum Priester geweiht wurde. Ein Song "mit Power und Dynamik", der für seine damalige "Hoffnung und Zuversicht" steht. Für seine Bischofsweihe acht Jahre später, nach der Ernennung zum Weihbischof im Erzbistum Köln, steht "Mensch" von Herbert Grönemeyer. "Mich fasziniert, wie in seinen Liedern die Verletzlichkeit des Menschen aufleuchtet", sagt Woelki über den Liedermacher.

Weniger schicksalsschwer interpretiert er das Lied, das er für seinen jüngsten Wechsel ausgesucht hat, 2011 an die Spree. Es ist "Somewhere over the Rainbow" (Irgendwo über dem Regenbogen) in der Fassung des Hawaianers Israel Kamakawiwo'ole, "denn der Regenbogen spielt auch in der Heiligen Schrift eine große Rolle", meint der Kardinal dazu.

Sympathie für die Toten Hosen

Mit "New York, New York" von Frank Sinatra will Woelki gute Erinnerungen an die US-Metropole zum Ausdruck bringen, die er schon dreimal besuchte. Überhaupt ist das Fliegen dem Hauptstadtbischof weniger Last denn Lust. "Tage wie diese" schätzt Woelki besonders und auch den gleichnamigen Titel der Punkband "Tote Hosen". Die sind "total cool", findet der Kardinal, "auch wenn sie aus Düsseldorf kommen". Da läßt er - augenzwinkernd - die alte Rivalität der Kölner mit den Bewohnern ihrer Landeshauptstadt durchscheinen.

Denn zumindest beim Fußball ist Woelki Kölner geblieben. "Mer stonn zo dir FC Kölle" der Kultband "Die Höhner" wird am Mischpult aufgelegt. "Ich hoffe, dass sie in der nächsten Saison gegen Hertha spielen können." Mit dem "Sonderzug nach Pankow" von Udo Lindenberg versichert er die Ostdeutschen zugleich seiner langjährigen Verbundenheit. Zu DDR-Zeiten hat Woelki als Theologiestudent "unter dem Parka" Bücher zu Erfurter Studienkollegen geschmuggelt.

Auch um aktuelle Herausforderungen des Berliner Erzbischofs geht es in den beiden Stunden, die tiefgreifende Reform des Erzbistums, die Sanierung der Kathedrale, Themen, die Woelki an anderer Stelle schon umfassend kommentiert hat. "Anstrengend, aber auch ermutigend", bilanziert er sein Jahr 2013. "Sie sind für viele wohl so eine Art Hoffnungsträger", gibt Moderatorin Rust ihm auf den Weg ins kommende Jahr. 


Quelle:
KNA