Kardinal Woelki fordert höhere Steuern für Reiche

"Geld ist nicht Herr"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki befürwortet eine Wiedereinführung der Vermögensteuer und eine "moderate" Anhebung des Spitzensteuersatzes. Der Staat müsse allen Bürgern die nötige Teilhabe ermöglichen, sagte Woelki.

Steuergeld / © Tobias Hase (dpa)
Steuergeld / © Tobias Hase ( dpa )

Der Kölner Erzbischof äußerte sich in dem in Hamburg erscheinenden "Manager Magazin" (Ausgabe: 5. Oktober). Auch bei der umstrittenen Erbschaftsteuer sollten weniger Ausnahmen zugelassen werden.

Woelki appellierte an die Vermögenden im Land, angesichts der Flüchtlingskrise und einer wachsenden sozialen Spaltung mehr gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. "Geld ist nicht Herr. Eigentum bedeutet vor allem eine Verpflichtung für das Allgemeinwohl", sagte Woelki.

Sozialer Ausgleich gefordert

Der Bischof beklagt eine Entsolidarisierung in Deutschland. "Viele leben zunehmend selbstbezogen und schauen nur auf den eigenen Gewinn." Aber wo die Schere zwischen Reich und Arm auseinanderklaffe, "klaffen auch die Lebenswelten auseinander, und die soziale Mobilität geht verloren".

Woelki sieht den sozialen Zusammenhalt im Land gefährdet: "Wir brauchen sozialen Ausgleich - heute vielleicht mehr als je zuvor."

Topmanager in der Kritik

Auch Topmanager hält der Kardinal des mitgliederstärksten Bistums für mitverantwortlich für die soziale Krise im Land. Unternehmen wie Volkswagen oder die Deutsche Bank, die Kunden oder Aufseher betrogen hätten, um mehr Gewinn zu machen, unterhöhlen in Woelkis Augen das soziale Gefüge.

"Natürlich wird dadurch eine Vertrauenskrise angefacht. Und natürlich spielt man mit solchen Verhaltensweisen Populisten, ob sie rechts oder links stehen, in die Hände."


Kardinal Woelki bei der Vollversammlung der Bischöfe in Fulda (DR)
Kardinal Woelki bei der Vollversammlung der Bischöfe in Fulda / ( DR )
Quelle:
epd