Kardinal Pells Verteidigung wirft Autorin "Verzerrung" vor

"Vergiftung der öffentlichen Meinung"

Sollte ein Buch über eine Person, die vor Gericht steht, während eines Verfahrens veröffentlicht werden? Beim australischen Kurienkardinal George Pell, der sich wegen angeblichen Missbrauchs vor Gericht verantworten muss, ist dies derzeit der Fall.

Kardinal George Pell / © Asanka Brendon Ratnayake (dpa)
Kardinal George Pell / © Asanka Brendon Ratnayake ( dpa )

Im Verfahren um Missbrauchsvorwürfe gegen den ranghohen australischen Kurienkardinal George Pell ist die Anhörung vor Gericht mit einer Befragung der Journalistin Louise Milligan in die letzte Runde gegangen. Die Anwälte warfen der Autorin des Buches "Der Kardinal: Aufstieg und Fall von George Pell" am Dienstag eine "Beeinflussung der Justiz" und die "Vergiftung der öffentlichen Meinung" vor.

Im ganztägigen Kreuzverhör im Gericht in Melbourne bemängelte Pells Verteidigung laut einem Bericht des australischen Senders ABC eine "verzerrte" Darstellung in dem Buch. Milligan habe damit das öffentliche Klima gegen den Kardinal "vergiften" wollen. Milligan habe diesen Vorwurf "vehement" zurückgewiesen.

Vierwöchige Anhörung endet am Donnerstag

Richterin Belinda Wallington monierte laut Bericht die Art der Befragung. Dabei kämen ihr die Begriffe "Respekt und Würde" in den Sinn, zitierte sie der Sender. Die Verteidigung begründete ihre Vorwürfe gegen Milligan mit Widersprüchen zwischen den Aussagen eines angeblichen Missbrauchsopfers im Buch einerseits und gegenüber der Polizei andererseits.

Die vierwöchige Anhörung im Fall Pell endet am Donnerstag. Danach muss Richterin Wallington über die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen den Präfekten des vatikanischen Wirtschaftssekretariats entscheiden.

Der Fall Pell

Pell, der sein Amt als oberster Finanzverwalter des Vatikan für die Dauer des Verfahrens ruhen lässt, wird der sexuelle Missbrauch von mehreren jungen Männern vorgeworfen. Über den Inhalt als auch über die Anzahl der Klagen wurden bislang keine Details veröffentlicht.

Die Vorfälle sollen sich laut australischen Medien in den 1970er Jahren in Pells Heimatstadt Ballarat ereignet haben, wo der 76-Jährige seinerzeit als Priester wirkte. Einige Anklagepunkte wurden jedoch im Laufe der Anhörung von der Staatsanwaltschaft zurückgezogen.

 


Quelle:
KNA