Kardinal Meisner zur Notwendigkeit der Karfreitagsruhe

"Die Gegner haben den richtigen Riecher"

Im Interview mit domradio.de erklärt der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner, warum die Gesellschaft nicht auf Feiertage verzichten kann.

 (DR)

domradio.de: Herr Kardinal, die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat gesagt, mit ihr gibt es keine Änderung am Feiertagsgesetz. Begrüßen Sie diese Klarstellung?--
Kardinal Meisner: Ich begrüße das sehr. Aber ich habe von ihr auch nichts anderes erwartet. Gott sei Dank, dass ich mich nicht getäuscht habe.



domradio.de: Warum sind uns die Feiertage so wichtig?--
Kardinal Meisner: Weil an den Feiertagen, die Wirklichkeit, die sie beinhalten, erfahrbar, berührbar und lebbar wird. Und darum können wir auf Feiertage nicht verzichten. Und man sieht das auch immer daran, dass sie umkämpft sind. Ich habe das ja im Kommunismus erlebt, das war ein permanentes Thema, dass man uns den Karfreitag nicht nehmen wollte, ihn aber mit anderen Inhalten gefüllt hat. Da muss man sehr aufpassen.



domradio.de: Sie sind jemand, der immer aufpasst und lautstark seine Stimme erhebt. Was denken Sie, warum ist es in dieser Gesellschaft immer wieder der Fall, dass man sich gerade die Feiertage herauspickt? --
Kardinal Meisner: Die Gegner haben den richtigen Riecher. In den Feiertagen wird das, was dahinter steht, sagen wir jetzt mal konkret: der christliche Glaube, für die Menschen praktizierbar und er rückt ihnen gleichsam auf die Haut, so dass man sich mit ihm auseinandersetzen muss. Stellen Sie sich mal vor, man würde die Feiertagsruhe des Karfreitags ignorieren, das kommt der Abschaffung von Sebastian Bach sowie der Matthias- und Johannes-Passion gleich. Letztlich stürben uns dann auch die Kirchen. Das ist eine solche Verarmung unserer Kulturlandschaft, die man sich schlimmer gar nicht ausdenken kann. Und darum ist ein solcher Versuch, dem Karfreitag die Feiertagsruhe zu nehmen, und damit auch den Menschen, keine periphere Angelegenheit.



  domradio.de: Herr Kardinal, herzlichen Dank für dieses Gespräch und diese Klarstellung.