Kardinal Meisner würdigt Gründer von "Kirche in Not" - Predigt in Bild und Ton bei domradio.de

Gedenken an den "Speckpater"

Zum fünften Todestag Pater Werenfried van Straatens (1913-2003) hat der Kölner Kardinal Joachim Meisner Leben und Werk des Gründers des internationalen katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" gewürdigt. "Er hat der Kirche zu einem neuen Aufbruch nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs verholfen und ihr neue Wege gewiesen", sagte er in einem Gottesdienst am Samstag im Kölner Dom.

Werenfried van Straaten - der Speckpater (KNA)
Werenfried van Straaten - der Speckpater / ( KNA )

Hinweis der Redaktion: Im Februar 2021 wurde bekannt, dass Pater Werenfried van Straaten versuchte Vergewaltigung vorgeworfen wird. Der vorliegende Inhalt auf DOMRADIO.DE wurde vor diesen Erkenntnissen veröffentlich. Aktuelle Informationen finden Sie hier: https://www.kirche-in-not.de/allgemein/aktuelles/informationen-zum-artikel-in-christ-und-welt/

Mit seinem als "Ostpriesterhilfe" gegründeten Hilfswerk habe er das Wort Gottes nicht nur auf die Beine, sondern mittels Motorräder, Kapellenwagen und Omnibussen auch auf die Räder gebracht.

Meisner erinnerte vor Mitarbeitern und Förderern der Organisation an die Wortgewalt Pater Werenfrieds. Diese sei auch in der "Kirche des Schweigens" hinter Mauer und Stacheldraht vernommen worden. Damit sei er Vorbild für alle Christen. Wer in der Welt den Glauben völlig verstecke und nie mit einem Menschen darüber spreche, verleugne den Glauben. "Unser Glaube kann und darf nicht unsichtbar bleiben", so der Kardinal.

An der Messe nahm auch der irakische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, teil. Für den Nachmittag ist ein Symposion über die Vertreibung der Christen aus dem Irak und über den katholischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geplant. Geladen war auch Helene Hesseler, die Schwester des früheren Kölner Kardinals Joseph Höffner. Sie und ihr Bruder hatten in der Nazi-Zeit ein jüdisches Mädchen und eine jüdische Frau versteckt und waren dafür von Israel als "Gerechte unter den Völkern" geehrt worden.

Biographie Pater Werenfried van Straaten
Am 17. Januar hätte Pater Werenfried van Straaten, der 2003 verstorbene Gründer des Hilfswerks "Kirche in Not", seinen 95. Geburtstag gefeiert. Der unter dem Spitznamen "Speckpater" weltbekannt gewordene niederländische Prämonstratenser-Pater war ein Freund Papst Johannes Pauls II. Pater Werenfried unterstützte dessen Arbeit im kommunistischen Polen, als Karol Wojtyla noch kein Papst sondern Erzbischof von Krakau war. Auch mit Mutter Teresa, die er 1959 in Kalkutta kennen gelernt und deren Wirken er in Europa bekannt gemacht hatte, verband ihn zeit seines Lebens eine tiefe Freundschaft.

Pater Werenfried, der zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde, empfand es als seine Berufung, Versöhnung zu stiften und "überall, wo Gott weint, Seine Tränen zu trocknen", die er in den Armen dieser Welt sah. Am Anfang seines Wirkens stand der Wunsch, nach dem Zweiten Weltkrieg die Versöhnung unter den Völkern Europas zu fördern, die noch immer unter den Kriegsfolgen litten. Zunächst appellierte er an die Bevölkerung in den Niederlanden und Belgien, die unter dem Nazi-Regime gelitten hatte, an den Not leidenden Deutschen, den „Feinden von gestern", tätige Nächstenliebe zu üben.

Seine Appelle lösten eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft aus. Schon bald darauf predigte er in ganz Europa Liebe und Versöhnung. Für seinen Einsatz für den Frieden wurde er 2002 von Romano Prodi, dem damaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, als "Apostel des Friedens" gewürdigt. Christoph Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, sagte kürzlich über Pater Werenfried, dass er "nur mit dem heiligen Paulus und mit Don Bosco vergleichbar" sei.

Mit der Zeit entstand aus der punktuellen Hilfsaktion unser heutiges weltweit tätiges Hilfswerk, das zunächst die verfolgte Kirche im kommunistischen Osteuropa unterstützte und sich dann auf alle Kontinente ausbreitete. Wir leisten Hilfe vor allem bei der Ausbildung von Priestern, Ordensleuten und Laien sowie in der Katechese und Evangelisierung. Ferner unterstützen wir den Bau von Kirchen, Gemeindezentren und Klöstern, leisten Motorisierungshilfe für Priester, die weite Strecken bis zu ihren Gläubigen zurückzulegen haben. Zudem geben wir eine Kinderbibel heraus, die mittlerweile in 155 Sprachen und in einer Gesamtauflage von über 45 Millionen Exemplaren erschienen ist.

Nach der politischen Wende in Osteuropa kam auf ausdrücklichen Wunsch Johannes Pauls II. als neue Versöhnungsaktion eine Initiative zugunsten der Russisch-Orthodoxen Kirche hinzu. Pater Werenfried bezeichnete es als seine "letzte und größte Freude", auch die Versöhnung zwischen den beiden Schwesterkirchen, die Papst Johannes Paul II. als die "zwei Flügel einer Lunge" bezeichnet hatte, zu fördern. Wir unterstützen die Russisch-Orthodoxe Kirche vor allem bei der Priesterausbildung. Zudem wurden drei Kapellenboote finanziert, die auf der Wolga und dem Don Dörfer erreichen, wo es keine Kirchen gibt.

Für Pater Werenfried stand nicht die materielle Hilfe im Vordergrund, sondern es war ihm ein Anliegen, vor allem der verfolgten und diskriminierten Kirche, die oftmals totgeschwiegen wurde, eine Stimme zu verleihen. Er pflegte zu sagen: "Unser Hilfswerk schreibt das Martyrologium dieser Zeit. Nicht in einer Studierstube, sondern als Augenzeuge und deshalb mit größtem Mitleid und tiefster Ergriffenheit."

Heute unterhält unser Hilfswerk Niederlassungen in 17 Ländern in Europa, den USA, Kanada, Australien und Lateinamerika und unterstützt jährlich mehr als 5000 pastorale Projekte in fast 140 Ländern in aller Welt.