Kardinal Meisner betont den Wert der zölibatären Lebensform

"Was nicht wichtig ist, wird nicht hinterfragt"

Mit deutlichen Worten hat sich der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner gegen eine Abschaffung des Zölibats gewandt. In Deutschland müsse von "Christenmangel" gesprochen werden, erst dann von "Priestermangel". Gott rufe noch immer genügend Menschen zum Priester, aber Berufungen würden nicht gefördert.

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner / © Boecker
Erzbischof Joachim Kardinal Meisner / © Boecker

Man könne gegenwärtig den Eindruck gewinnen, der Zölibat sei "die fragwürdigste Einrichtung in der katholischen Kirche", heißt es den am Montag (07.02.2011) in Köln veröffentlichten "Gedanken zum Zölibat" Meisners. "Und er ist es in der Tat!", fährt der Kardinal fort. Diese Fragwürdigkeit zeige gerade die Wichtigkeit und hohe Aktualität dieses Lebensstils. "Die Gegner des Zölibats ahnen gar nicht, dass sie damit eigentlich die Unverzichtbarkeit und hohe Bedeutung dieser Einrichtung des katholischen Priestertums unterschreiben." Nur was nicht wichtig sei, werde auch nicht hinterfragt.



Vor dem Zölibat gebe es nur eine Alternative, heißt es in dem Schreiben Meisners weiter: "Entweder es gibt Gott, oder der zölibatär lebende Mensch ist verrückt." Wer als Priester Ehe und Familie aufgebe, der müsse entweder krank sein "oder einen anderen wichtigen Grund haben, der ihn dazu bewegt". Dieser Grund sei Gott.

Für den Priester werde "Gott und sein Reich so sehr zur Priorität", dass er die hohen Werte von Ehe und Familie nicht verwirklichen könne. Diese Hingabe erst ermögliche es ihm, seinem priesterlichen Dienst Überzeugungskraft zu geben. "So ist und war der Zölibat immer gemeint", schreibt der Kardinal.



"Berufungen sterben"

Priestermangel sei nur der Vorwand der Zölibatsablehnung. Nicht alle Menschen ließen Gott so nahe an sich ran und hielten ihn "lieber ein wenig auf Distanz". In Familien, Pfarrgemeinden und Schulen werde "bestenfalls nicht so sehr gegen den Zölibat geredet, aber für ihn überhaupt nicht". So stürben Berufungen, schreibt Meisner weiter. Der Priestermangel sei eine ernste Frage an alle Christen, "ihr Denken, Handeln und Sprechen über eine zölibatäre Lebensform unserer Priester zu überdenken und eventuell zu korrigieren".



Ohne Priester gebe es keine Eucharistie, und ohne Eucharistie keine Kirche. "Darum tragen wir eine wirkliche Mitverantwortung vor Gott und für die Kirche in der Welt, indem wir gegen die Trends die faszinierende Wirklichkeit der zölibatären Lebensform, die ja die Lebensform Jesu ist, erfassen, fördern und begleiten."