Kardinal Meisner bei Abschlussmesse des Frühjahrstreffen - Bischöfe verabschieden Erklärung zu Kirchenzukunft

"Der Mensch verzehrt und wird nicht satt"

Im schwäbischen Bad Waldsee ist am Freitag die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu Ende gegangen. Der Abschlussgottesdienst am Freitagmorgen fand unter der Leitung Joachim Kardinal Meisners statt. In seiner Predigt ging der Kölner Erzbischof ausführlich auf die Osterbotschaft ein. Und suchte nach Gründen für die drohende Klimakatastrophe.

 (DR)

Klimakatastrophe auch Folge fehlenden Glaubens
Für den Meisner hat die drohende Klimakatastrophe auch mit mangelndem Glauben an Gott zu tun. Eine Gesellschaft, die den Himmel abschaffe, suche ihren Hunger nach Ewigkeit an der Welt und ihren Gütern zu stillen, sagte Meisner. "Der Mensch verzehrt dabei die Ressourcen der Welt und wird davon doch nicht satt."

Meisner forderte demgegenüber Christen, die fest in der Kirche und ihrer 2.000-jährigen Tradition verankert seien und die darin steckende spirituelle Energie nutzten, um die Welt zu gestalten. "Christen sind keine Hans-Guck-in-die-Luft-Existenzen, sondern sie stehen mit beiden Beinen auf unserer geplagten Erde."

Bischofsvollversammlung geht zu Ende
In einer in Reute verabschiedeten Erklärung sprechen die Bischöfe den Orden und geistlichen Gemeinschaften eine herausragende Rolle für die Zukunft der Kirche zu. Sie brauche nichts dringender als eine radikale Verwirklichung des Evangeliums Jesu. Durch ihre Lebensform gäben die Ordensleute der Botschaft Jesu ein konkretes Gesicht.

Mehrfach geht das Bischofswort auf die Umbruchsituation in der Kirche ein. Kirche und Orden müssten ihren Ort in der Gesellschaft neu bestimmen. Gerade jetzt sei das Zeugnis des geweihten Lebens wichtig, damit Kirche und Gemeinden nicht zu sehr im Funktionalen und Strukturellen aufgingen. Auch für die vielen Menschen, die nach Maßstäben und Werten suchten, könnten die Ordensleute Vorbild für eine Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe werden.

Klöstern gelinge es immer wieder, Menschen einen Zugang zum Glauben zu verschaffen, so die Bischöfe. Ordensleute könnten auch den Pfarrgemeinden zu neuer Lebendigkeit verhelfen. Notwendig sei ein besserer Austausch zwischen Bistümern, Gemeinden und Ordensleuten. Die Gemeinden müssten die Chancen dieser geistlichen Lebensform stärker in den Blick nehmen.

Bischöfe würdigen die Leistungen der Ordensleute in Schulen
Die Bischöfe würdigen auch die Leistungen der Ordensleute in Schulen und Krankenhäusern. Sie hätten dazu beigetragen, dass die Sorge für Benachteiligte und Schwache zum Allgemeingut in der Gesellschaft geworden sei. Andererseits lasse sich nicht übersehen, dass gerade die tätigen Orden an Nachwuchsmangel litten und oft ihre Einrichtungen nicht weiterführen könnten.

Wichtig ist den Bischöfen, dass auch weiter einzelne Ordensleute den Geist solcher Einrichtungen prägen könnten. Dazu müssten die Orden verstärkt zusammenarbeiten, heißt es. Zudem sollten die Ordensleute prüfen, in welchen neuen Organisationsformen und Aufgabenfeldern sie tätig werden könnten.

Bischofswort "Gemeinsam dem Evangelium dienen"
Als besondere Gabe der Orden werten die Bischöfe Verbundenheit mit den Armen und Flexibilität beim Aufspüren menschlicher Nöte. Manche Ordensleute müssten aber wieder lernen, "einfacher, ungesicherter und kreativer zu leben, als es vielleicht in der jüngsten Vergangenheit noch der Fall war". Das Bischofswort "Gemeinsam dem Evangelium dienen" ist Ergebnis eines 2005 begonnenen Dialogprozesses zwischen Bischofskonferenz und Ordensgemeinschaften. In Deutschland leben rund 30.000 Ordensleute, 80 Prozent davon sind Frauen.

Über die übrigen Ergebnisse der Woche will der Konferenzvorsitzende Kardinal Karl Lehmann am Samstag in Mainz informieren.