Kardinal Marx würdigt Ergebnisse des Zweiten Vatikanums

Quelle für die Gegenwart

50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils ruft die katholische Kirche in Deutschland dazu auf, die Ergebnisse der Kirchenversammlung neu zu entdecken. Die Christen sollten die großen Konzilstexte als Quelle für die Gegenwart nutzen.

Kardinal Reinhard Marx / © Lukas Barth (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Lukas Barth ( KNA )

Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Dienstag in München. Sie seien ein "Impuls, weiterzudenken und den Faden neu aufzugreifen". Viele Anregungen von damals seien "noch längst nicht ausgestritten". Marx äußerte sich bei einem Gottesdienst mit den Teilnehmern einer internationalen Theologentagung zum Konzil.

Konzil hat Aufbrüche geschenkt

"Das Konzil ist beendet, das Konzil beginnt", sagte der Erzbischof von München und Freising in Anspielung auf ein Wort des deutschen Theologen Karl Rahner. Nach dem Zweiten Vatikanum habe die Kirche Höhen und Tiefen erlebt. "Wenn wir auf die Texte, den Geist und die theologischen Debatten schauen, dürfen wir dankbar sein", erläuterte Marx. "Aber wir dürfen nicht aufhören. Das Konzil hat uns Aufbrüche geschenkt, die wir in einer neuen Weise für heute aufgreifen können und müssen." Die große vatikanische Kirchenversammlung war vor 50 Jahren, am 8. Dezember 1965, zu Ende gegangen. Sie gilt als das wichtigste katholische Ereignis des 20. Jahrhunderts.

Die große Konzilskonstitution "Lumen gentium" habe bewusst gemacht, dass alle Getauften eine Sendung hätten und es in der Kirche keine "Mehrklassengesellschaft" gebe, sagte Marx. Er erinnerte an die jüngsten Worte von Papst Franziskus zu einer synodalen Kirche. Der Kardinal kritisierte, das Dokument "Dei verbum" zur Offenbarung sei noch viel zu wenig weitergedacht worden. Es gehe um eine lebendige Tradition, "nicht um eine abgegrenzte Sache und eine Ansammlung von Sätzen".

Lernende Kirche

Die Konstitution "Gaudium et spes" wiederum rufe die Christen zu einer lebendigen Zeitgenossenschaft auf, so der Vorsitzende. "Kirche ist auch lernende Kirche, nicht nur lehrende Kirche. Sie steht offen vor der Geschichte und vor den Zeichen der Zeit." Diese Zeitgenossenschaft gelte auch mit Blick auf Armut und Leiden der Menschen, auch auf Klimawandel oder Flüchtlinge.

Die Konzilstexte seien eine "große Bereicherung und Inspiration", um sich neu in die Sendung der Kirche einzufügen, sagte der Kardinal. Das Konzil habe die "umstürzende Botschaft" neu entdecken wollen, wozu Christen gerufen seien. Die Geschichte habe gezeigt, dass der Auftrag der Christen auch verdunkelt werden könne, "durch Angst und Verwirrung, durch Sünde und Schuld auch in der Kirche".

Der dreitägige internationale Theologenkongress geht am Dienstag zu Ende. An der Tagung nahmen nach Veranstalterangaben 200 Forscher aus aller Welt teil. Zu Abschluss soll eine Erklärung zur Gegenwartsbedeutung der epochalen Versammlung veröffentlicht werden.


Quelle:
KNA