Kardinal Marx sieht die Geschichte der Kirche nicht am Ende

"Es geht nicht um Fortschritt um jeden Preis"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Gläubigen zu Offenheit für andere Menschen und für die Zukunft aufgerufen. Der Erzbischof von München und Freising äußerte sich im Rahmen der Korbinianswallfahrt.

Reinhard Kardinal Marx predigt (Archiv) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Reinhard Kardinal Marx predigt (Archiv) / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Wir sehen in jeder Zeit die Zeichen des Reiches Gottes, wir sehen auch das Gute, das geschieht. Wir haben die Augen offen, nicht nur im Blick auf die Vergangenheit, sondern auch auf das, was Gott uns noch sagen will", sagte Marx laut seiner Pressestelle am Samstag in Freising bei München.

Kardinal Reinhard Marx predigt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx predigt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er ergänzte: "Die Geschichte der Kirche ist doch nicht zu Ende, auch die Glaubensgeschichte nicht. Wir sind nicht nur die Bewahrer einer Schatztruhe, sondern wir wollen, dass das alles unter die Leute kommt."

Dabei erklärte er weiter: "Evangelisierung ist erst dann möglich, wenn wir wirklich der Überzeugung sind, wir haben etwas für die Zukunft zu sagen, und zwar für alle Menschen, nicht nur für uns."

"Es geht nicht um Fortschritt um jeden Preis"

Marx nahm auch Bezug auf den heiligen Korbinian, der im achten Jahrhundert nach Rom gereist sei und dort einen "Blick in die Weite" erlebt habe: "Rom hat den Blick geöffnet für die Möglichkeiten, für das Voranschreiten, für das Einbeziehen aller, für die Öffnung der Kultur, des Glaubens, so dass die Menschen erkennen konnten: Der Schritt auf Christus zu ist ein Schritt in die Weite, gibt Kraft und Stärke und Ermutigung."

Die Domkirche St. Maria und St. Korbinian / © Andreas Gebert (dpa)
Die Domkirche St. Maria und St. Korbinian / © Andreas Gebert ( dpa )

Wenn Kirche indes als "Institution der Vergangenheit" gesehen werden, "dann ist sie nicht dieser Motor eines geistlichen und gedanklichen Fortschreitens", so Marx. "Es geht nicht um Fortschritt um jeden Preis, es geht darum, die Menschheit weiterzubringen im Denken, im Leben, im Miteinander, im Frieden, in der Weiterentwicklung des menschlichen Zusammenlebens."

Das Pontifikalamt in Freising bildete den Höhepunkt der Korbinianswallfahrt zu Ehren des heiligen Korbinian, des Patrons der Erzdiözese München und Freising.

Erzbistum München und Freising

Das Erzbistum München und Freising ist mit rund 1,61 Millionen Katholiken (Stand: Mai 2021) das größte unter den sieben bayerischen Bistümern und eine der bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern vorwiegend auf Oberbayern und ging hervor aus dem Hochstift Freising, das der heilige Bonifatius 739 errichtete. Nach der Säkularisation 1821 wurde der Bischofssitz nach Münchenverlegt und die Erhebung zum Erzbistum verfügt.

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Quelle:
KNA