Kardinal Marx ruft Religionen zu mehr Friedenseinsatz auf

Interreligiöser Dialog in Aachen

Der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx ruft die Religionen zu einem stärkeren Einsatz für Frieden auf. In Aachen mahnen Christen, Juden und Muslime bei einem interreligiösen Dialog im Rathaus zum Umdenken.

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Die Weltreligionen können im Tiefsten Quellen des Friedens sein, sind aber heute in dieser Hinsicht in einer prekären Situation", sagte Marx am Mittwochabend bei einem interreligiösen Dialog im Aachener Rathaus.

Religion sei vielerorts zu einem Mittel der Abgrenzung geworden. "Insbesondere ist es ein Skandal, dass Juden in Europa und in Deutschland wieder Angst haben müssen", betonte der Erzbischof. Europa sei ohne den Juden Jesus aus Nazareth nicht zu verstehen.

An dem Gespräch nahmen neben Marx auch der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, und der islamische Theologe Mouhanad Khorchide von der Universität Münster teil. Eingeladen hatten die Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen und die Europäische Stiftung Aachener Dom.

"Es gibt keinen heiligen Krieg"

Goldschmidt warnte vor wachsendem Antisemitismus und sprach von einer Bedrohung nicht nur für jüdische Gemeinden, sondern für ganz Europa. "Es gibt keinen heiligen Krieg, sondern nur einen heiligen Frieden", sagte er. "Wir müssen alles tun, um die Zukunft Europas gemeinsam zu gestalten." 

Pinchas Goldschmidt / © Dieter Mayr (KNA)
Pinchas Goldschmidt / © Dieter Mayr ( KNA )

Khorchide hob hervor, Muslime in Europa erlebten viele Freiheiten, die ihnen in den meisten muslimischen Ländern verwehrt blieben. Das sei "gelebte Nächstenliebe". Die Herausforderung bestehe in den Fragen, welcher Islam zu Europa gehöre und inwiefern freiheitliche Werte zum Islam gehörten.

"Die Demokratie braucht Religion"

Marx warnte vor einer Vermischung von Religion und Politik. Gott sei kein nationaler oder Kriegsgott, sondern der Gott aller Menschen. Religion müsse die Menschheit aufrichten, nicht spalten.

Einig waren sich die drei Diskutanten darin, dass Religionen stärker mit der säkularen Gesellschaft ins Gespräch kommen sollten. "Der Mensch weiß heute nicht mehr, was wahr und was falsch ist", sagte Goldschmidt. Das sei die größte Herausforderung heute. Die Juden seien bereit, mit den neu nach Europa kommenden Muslimen zusammen zu lernen, wie man als Minderheit in einem europäischen Land lebe und überlebe. Marx betonte: "Die Demokratie braucht Religion."

Interreligiöser Dialog

Der interreligiöse Dialog ist der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Sie versteht darunter alle positiven Beziehungen mit Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens, um sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern. Im Dialog geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres Glaubens im Respekt vor der religiösen Überzeugung des Anderen. So gehören Dialog und Verkündigung zusammen.

Der interreligiöse Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen vollzogen:

Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto (shutterstock)
Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto ( shutterstock )
Quelle:
KNA