Kardinal Marx ruft Katholiken zu Schweigeminute auf

Nahost-Friedensinitiative des Papstes

Papst Franziskus, Schimon Peres und Mahmud Abbas werden am Sonntag getrennt für den Frieden im Nahen Osten beten. Die deutschen Bischöfe riefen dazu auf, mit Schweigeminuten die Friedensinitiative zu unterstützen.

 (DR)

Franziskus hatte Schimon Peres und Mahmud Abbas bei seinem Besuch im Heiligen Land Ende Mai zu dem Treffen im Vatikan eingeladen. Die Gebete von Franziskus, Peres und Abbas sind den Angaben zufolge nicht gleichzeitig, sondern nacheinander geplant. Damit solle der Eindruck einer Vermischung von Christentum, Judentum und Islam vermieden werden, hieß es. In getrennten Gebetsmomenten, einem jüdischen, einem christlichen und einem muslimischen, werde zunächst für die Schöpfung gedankt, danach um Vergebung gebeten und schließlich für Frieden gebetet. "Das Gebet hat denselben Ablauf für alle drei Religionen", erläuterte der Franziskaner-Kustos im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa. Es sei ein Gebet in Form einer Fürbitte.

Olivenbaum als Friedenszeichen

Auch werde jeder der beiden Präsidenten eine Rede halten, die politische Töne vermeiden werde, sagte Lombardi. Alle Texte seien zwischen allen drei Seiten abgestimmt. Neben dem Papst und den beiden Präsidenten wird auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., an dem Gebetstreffen teilnehmen. Nach dem Gebet in den vatikanischen Gärten will der Papst mit Peres und Abbas als Friedenszeichen einen Olivenbaum pflanzen. Anschließend ist dem Vatikansprecher zufolge ein kurzes Treffen zwischen Franziskus und den beiden Präsidenten hinter verschlossenen Türen in der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften geplant. Aus Rücksicht auf die Amtseinführung des neuen ägyptischen Präsidenten, Abdel Fattah al-Sisi, wurde das Gebetstreffen auf Sonntagabend verschoben worden. Peres und Abbas, der an der Präsidenteneinführung in Kairo teilnimmt, werden am Sonntagabend getrennt voneinander im vatikanischen Gästehaus Santa Marta eintreffen.

Keine politische Initiative

Zu den Delegationen, die dem Friedensgebet beiwohnen, gehört auch der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Munib A. Younan. Der Palästinenser Younan ist Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land. Auch Rabbiner Abraham Skorka und der Imam Omar Abboud, die den Papst ins Heilige Land begleitet hatten, sind den Angaben zufolge bei der Begegnung dabei.

Das geplante Friedenstreffen sei keine politische Initiative, sagte der Franziskanerkustos im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa: "Der Frieden wird nicht plötzlich ausbrechen." Die Organisatoren hofften jedoch, zu einer Überwindung des Stillstands des Friedensprozesses beitragen zu können. Anders als bei den interreligiösen Friedensgebeten von Assisi, zu denen Papst Johannes Paul II. 1986 erstmals eingeladen hatte, seien am Sonntag nicht nur Vertreter der Glaubensgemeinschaften, sondern auch Politiker eingeladen, sagte Lombardi.

Gebet und Schweigeminute

Es sei eine Grunderfahrung des Glaubens, dass "wir aus mancher Sackgasse nicht aus eigener Kraft herausfinden, sondern dazu des Segens Gottes bedürfen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in Bonn. Diesem Gedanken sei der Papst gefolgt und habe die Staatsmänner nicht zu politischen Verhandlungen, sondern zum Gebet nach Rom eingeladen. Der Papst habe den ausdrücklichen Wunsch geäußert, "dass alle Gläubigen der Welt diesen Moment der Geschichte mit ihrem Gebet begleiten, damit Gott noch intensiver darum gebeten wird, dass Friede im Land Jesu herrsche", ergänzte Marx.


Quelle:
KNA