Kardinal Marx: Markt mit Moral verbinden

Kirchenwort angekündigt

Eine sozial ausgestaltete Marktwirtschaft hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx gefordert. Oberstes Ziel der Wirtschaft müsse es sein, jene materiellen Grundlagen zu schaffen, die allen Bürgern eine menschenwürdige Entfaltung ermögliche.

 (DR)

Der Münchner Kardinal sagte am Freitag in der Universität Freiburg bei einem Vortrag zum 60-Jahr-Jubiläum des Walter Eucken Instituts: "Die Sozialpolitik darf nicht der Lazarettwagen sein, der bloß die vom Markt Verwundeten und Zurückgelassenen einsammelt". Marx betonte, für eine immer neue konkrete Ausgestaltung und Weiterentwicklung von Sozialpolitik brauche es breite gesellschaftliche Diskussionen. "Und hier haben die Kirchen einiges einzubringen", sagte der Kardinal. Er kündigte an, dass sich katholische und evangelische Kirche in den kommenden Wochen mit einem entsprechenden Grundsatzpapier zu Wort melden wollten.

Er erhoffe sich dadurch einen Anschub für die Debatte von Grundsatzfragen der Wirtschaft. "Natürlich geschieht das immer wieder, aber ich glaube, die Kirchen haben noch einmal eine besondere Möglichkeit, etwas anzustoßen. Gerade jetzt bei der großen Koalition müssen wir mit dafür sorgen, dass die gesellschaftlichen Debatte nicht danieder liegt", sagte Marx am Rande der Veranstaltung.

Zugleich verteidigte er die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus zu Missständen im Kapitalismus. Auch der Papst kenne die Vorzüge der Marktwirtschaft, die in globaler Sicht die Armut verringert habe.

Trotzdem dürfe das aber im Umkehrschluss nicht dazu führen, "über das Schicksal der chinesischen Wanderarbeiter großzügig hinwegzusehen" oder achselzuckend hinzunehmen, "wenn in Bangladesch wieder Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeiter bei dem Brand oder Einsturz einer Textilfabrik sterben". Es sei die Analyse der Weltbank, so Marx weiter, dass durch die Finanzmarktkrise Millionen Menschen in den Entwicklungsländern weiter in existenzielle Armut abgerutscht und so Hunderttausende Kinder gestorben sind.

Die nach dem Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Walter Eucken (1891-1950) benannte wissenschaftliche Einrichtung hat rund 20 Mitarbeiter und ist auf Grundlagenforschung im Bereich der Wirtschaftspolitik spezialisiert. Geleitet wird das Institut vom Wirtschaftsweisen Lars Feld. Auch Bundespräsident Joachim Gauck hatte am Donnerstag im Zuge des 60-Jahr-Jubiläums eine chancengerechte und solidarische Wirtschaftsordnung gefordert.


Quelle:
KNA