Kardinal Lehmann und Präses Schneider betonen die Nähe von Protestanten und Katholiken

Ökumene im Lutherjahr

Eine gemeinsame Stellungnahme von katholischer und evangelischer Kirche zum 500. Jahrestag der Reformation? Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hält das für denkbar. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland geht noch weiter.

 (DR)

In der Fernsehsendung "Sonntagsgespräch" des Hessischen Rundfunks (hr) sprach sich Nikolaus Schneider, dafür aus, Katholiken und Protestanten sollten das Jubiläumsjahr 2017 gemeinsam begehen. "Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam ein Christusfest feiern können", sagte er bei der Aufzeichnung der Sendung in Mainz.



Nach Auffassung von Lehmann und Schneider stehen sich Protestanten und Katholiken nach Jahrhunderten der Feindschaft mittlerweile näher, als dies gewöhnlich in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Er sei fasziniert, was nach über vier Jahrhunderten der Trennung bereits wieder an Gemeinsamkeiten gewachsen sei, sagte der Mainzer Kardinal.



"Wir verhandeln nicht wie politische Parteien"

Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider erklärte, die verbleibenden Differenzen, etwa zum Abendmahlsverständnis und der Rolle des Papstes, könnten nicht bei Verhandlungen durch einen Kompromiss gelöst werden: "Wir verhandeln nicht wie politische Parteien, denn wir suchen beide nach der Wahrheit."



In den vergangenen Jahrzehnten habe die katholische Seite auch die Person Martin Luthers neu bewertet, sagte Lehmann. Für ihn persönlich sei Luther ein "Vater im Glauben", der keine Spaltung der Kirche gewollt habe. Auf die Frage, ob jemand wie Martin Luther heute noch Pfarrer in der evangelischen Kirche werden könnte, antwortete Schneider ausweichend: Über Luthers "positive Seiten wäre ich sehr beglückt", sagte er. "Mit den negativen Seiten hätte ich meine Probleme."



Das "Sonntagsgespräch" mit Lehmann und Schneider ist Bestandteil der hr-Festwoche anlässlich der 1.000. "Horizonte"-Sendung, die am 25. Januar ausgestrahlt wird. Moderator beider Sendungen ist Meinhard Schmidt-Degenhard.