Kardinal Lehmann sieht keinen Bedarf für neues Konzil

"Noch mit Verwirklichung des Zweiten Vatikanums beschäftigt"

50 Jahre nach Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils sieht der Mainzer Kardinal Karl Lehmann gegenwärtig keine Notwendigkeit für eine neue große Kirchenversammlung. Die Kirche habe noch genug an der Verwirklichung des Zweiten Vatikanums zu tun.

Kardinal Karl Lehmann  / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Karl Lehmann / © Harald Oppitz ( KNA )

Das sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag). Seit Sonntag diskutieren Theologen und Kirchenrepräsentanten in München über die Auswirkungen der epochalen Versammlung.

Lehmann nahm am Zweiten Vatikanum selbst teil

Man solle nicht "alles von einem Weltkonzil erwarten", sagte Lehmann, der als junger Theologe selbst am Zweiten Vatikanum (1962-1965) teilgenommen hatte. Die synodale Struktur der Kirche müsse gestärkt werden. "Wenn dann Fragen bleiben, die nur eine neue Kirchenversammlung im Weltmaßstab angehen kann, kann es auch ein Drittes Vatikanisches Konzil geben." Der Kardinal räumte zugleich Defizite bei der Verwirklichung der damaligen Beschlüsse ein. Die Kirche habe wohl die gesellschaftlichen Veränderungen seit 1968 "in ihrer tiefen Wirkung auf die Menschen nicht ausreichend ernst genommen".

Das Zweite Vatikanum war das wichtigste kirchliche Ereignis des 20. Jahrhunderts. Es endete am 8. Dezember 1965. Die Konzilsväter leiteten umfangreiche Reformen ein, darunter Gottesdienste in der Muttersprache, die Anerkennung der staatlichen Religionsfreiheit, ein stärkeres ökumenisches Miteinander und den Dialog mit anderen Religionen. Die Versammlung formulierte in dem Papier "Lumen gentium" ein neues Kirchenverständnis; das Liturgiepapier "Sacrosanctum Concilium" mündete in eine 1970 weltweit umgesetzte Reform der katholischen Messe.

Theologische Forschung zur Ziel-Umsetzungen des Zweiten Vatikanischen Konzils

An der Münchner Konferenz, deren Ehrenpräsident Lehmann ist, nehmen renommierte Wissenschaftler aus aller Welt teil. Die Tagung steht unter dem Leitwort "Das Konzil eröffnen - Theologie und Kirche unter dem Anspruch des Zweiten Vatikanischen Konzils". Tagungspräsident Christoph Böttigheimer sagte zum Auftakt, das Vatikanum gebe der Kirche der Gegenwart noch immer "Aufgaben mit auf den Weg". Er nannte das Verhältnis zwischen Universalkirche und Ortskirchen, den Papstprimat sowie das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen.

Theologische Forschung habe die Aufgabe, zu einem vertieften Konzilsverständnis zu gelangen und für die Zukunft fruchtbar zu machen, ergänzte Böttigheimer, der Professor für Fundamentaltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist. Ziel sei es, "einem nächsten Konzil entgegenzuarbeiten".

Der dreitägige Kongress dauert bis Dienstag. Zum Abschluss feiern die Teilnehmer ein Pontifikalamt im Münchner Liebfrauendom mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Danach soll eine Erklärung zur Gegenwartsbedeutung des Konzils veröffentlicht werden.


Quelle:
KNA