Kardinal Lehmann gegen moralischen Rigorismus in der Kirche

"Die Vergebung, die Vergangenheit Vergangenheit sein lässt"

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat vor moralischem Rigorismus und Selbstgerechtigkeit in der Kirche gewarnt. Alle Menschen seien Sünder und damit auf die Vergebung und die Barmherzigkeit Gottes angewiesen, predigte er am Donnerstag in Münster.

Karl Kardinal Lehmann predigt (DR)
Karl Kardinal Lehmann predigt / ( DR )

Besonders mit Blick auf die Diskussion um wiederverheiratete Geschiedene mahnte Lehmann einen echten Geist der Vergebung und Versöhnung an. Der Kardinal predigte über die Erzählung von der Ehebrecherin aus dem Johannesevangelium, die von den Schriftgelehrten zu Jesus gebracht wird und gesteinigt werden soll. Diese laufen weg, als Jesu sagt: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein." Danach fordert Jesus die Frau auf, nicht mehr zu sündigen.

Nach den Worten des Kardinals sahen die Gegner Jesu nur die Schuld der Frau. Jesus aber erinnere sie an ihre eigenen Verfehlungen. Zugleich sei er auch von der Schuld der Frau überzeugt; er hebe das Gesetz nicht einfach aus den Angeln. Allerdings erlasse er zugleich einen bedingungslosen Freispruch. Jesus fordere von der Frau nicht zuerst Reue, Buße und Umkehrbereitschaft, sein Freispruch erfolge aus reiner Gnade.

"Die Vergebung, die Vergangenheit Vergangenheit sein lässt, stiftet Zukunft", zitierte der Bischof den Tübinger Theologen Michael Theobald. Für die Geschiedenen-Seelsorge könnten sich aus diesem oft zitierten Bibeltext "mehr Türen öffnen, als wir im Moment denken", betonte Lehmann.

 


Quelle:
KNA