Kardinal kritisiert China-Politik des Vatikan

"Ausverkauf der katholischen Kirche"

Die Religionsfreiheit in China könnte weiter eingeschränkt werden. Gesetze sollen verschärft werden.

Katholikin in China / © Katharina Ebel (KNA)
Katholikin in China / © Katharina Ebel ( KNA )

Nun wirft Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, emeritierter Bischof von Hongkong, dem Vatikan einen "Ausverkauf" der katholischen Kirche in China vor. In einem ausführlichen Eintrag auf seiner Website (Montag) berichtet der 86-Jährige zunächst von einer Reise nach Rom und einem Gespräch mit Papst Franziskus. Der Kardinal war Mitte Januar nach Rom gekommen, um dem Papst bei der wöchentlichen Generalaudienz einen Brief von Untergrundbischof Peter Zhuang Jianjian aus der südchinesischen Provinz Guangdong zu übergeben.

Der 88-jährige Zhuang war laut Medienberichten von einer vatikanischen Delegation aufgefordert worden, Platz für einen Bischof der regierungstreuen chinesischen Staatskirche zu machen.

"Keinen zweiten Mindszenty-Fall schaffen"

Zhuangs Nachfolger soll demnach Huang Bingzhang sein. Er war 2011 exkommuniziert worden, nachdem ihn die Staatskirche ohne Einverständnis Roms zum Bischof geweiht hatte. Kardinal Zen berichtet, er habe am Nachmittag nach der Generalaudienz einen Anruf erhalten, dass ihn der Papst zwei Tage später sprechen wolle. In diesem Gespräch, so Zen, habe Franziskus erklärt: "Ich habe (meinen Mitarbeitern) gesagt, sie sollen keinen zweiten Mindszenty-Fall schaffen."

Kardinal Jozsef Mindszenty (1892-1975) war eine Symbolfigur des Widerstands gegen den Kommunismus in Ungarn. Er wurde mehrfach inhaftiert, verbrachte 15 Jahre in der US-Botschaft in Budapest. Die Ostpolitik Papst Pauls VI. (1963-1978) kritisierte er als zu nachgiebig. Im Februar 1974 entband der Papst Mindszenty "aus pastoralen Erwägungen" von seinem Amt als Erzbischof von Esztergom, ohne einen Nachfolger zu ernennen.

Verschärfte Gesetze

Zwar wertet Hongkongs Kardinal den Verweis des Papstes auf Mindszenty als Trost und Zuspruch für "meine leidenden Brüder" in China. Dennoch zeigt er sich pessimistisch und verweist auf verschärfte Gesetze, die im Februar in Kraft treten und die Religionsfreiheit weiter einschränken könnten. "Ich bin ein Pessimist, was die derzeitige Lage der Kirche in China betrifft", so der Geistliche. "Ob ich glaube, dass der Vatikan einen Ausverkauf der katholische Kirche in China betreibt? Ja, definitiv."

Der Vatikan will Berichten zufolge mehrere regimetreue und ohne Einverständnis des Heiligen Stuhls eingesetzte Bischöfe in China anerkennen. In dem Zusammenhang habe der Vatikan zwei mit seiner Billigung geweihte Untergrund-Bischöfe gebeten, zurückzutreten und so Platz für die Peking genehmen Kandidaten zu machen.

Die regierungsnahe chinesische Zeitung "Global Times" griff in der vergangenen Woche einen entsprechenden Bericht des vatikanischen Pressedienstes Asianews auf. Vom Presseamt des Heiligen Stuhls war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Rom und Peking gelten seit Jahrzehnten als festgefahren; zuletzt gab es aber erneute Annäherungsbemühungen. Die Frage der Bischofsernennungen ist ein Kernproblem zwischen dem Heiligen Stuhl und Chinas kommunistischer Regierung.

 

Quelle:
KNA