Kardinal Kasper verteidigt Papst-Kurs zu Missbrauch

Bitte um mehr "Gerechtigkeit und Fairness"

Kurienkardinal Walter Kasper hat den Papst vor Kritik an dessen Umgang mit Missbrauchsfällen in Schutz genommen. Schon als Kardinal habe Joseph Ratzinger als erster und mit aller Entschiedenheit neue und strengere Regeln gefordert, um solche Verfehlungen zu ahnden und zu verhindern, sagte Kasper

Kurienkardinal Walter Kasper (hier mit Benedikt XVI.): Keine Ökumene-Krise (KNA)
Kurienkardinal Walter Kasper (hier mit Benedikt XVI.): Keine Ökumene-Krise / ( KNA )

In einem Interview der italienischen Tageszeitung «Corriere della Sera» sagte Kasper: «Dass jetzt einige Medien diese schrecklichen Fälle instrumentalisieren, um ihn frontal anzugreifen, überschreitet jede Grenze von Gerechtigkeit und Fairness».

Ausdrücklich wandte sich Kasper gegen den Tübinger Theologen Hans Küng, der Benedikt XVI. zu einem Schuldbekenntnis wegen der Verheimlichung von Informationen aufgefordert hatte. Das sei inakzeptabel und übertrieben, kritisierte Kasper. Küng stelle Behauptungen auf, «für die er keine Beweise liefert, weil es sie nicht geben kann». Der Papst habe nie verboten, des Missbrauchs verdächtige Priester anzuzeigen, und habe nie Anweisung gegeben, solche Vorgänge zu verheimlichen.

Kasper räumte ein, dass Bischöfe früher in einigen Fällen geschwiegen hätten, um die Institution Kirche zu verteidigen. Darauf habe auch Benedikt XVI. in seinem «mutigen Schreiben» an die irischen Bischöfe hingewiesen. In den vergangenen Jahrzehnten sei jedoch die Kirche wie die Gesellschaft insgesamt für Missbrauchsfälle sensibler geworden. Der eingeschlagene Kurs sei unwiderruflich, betonte der Präsident des päpstlichen Einheitsrates.

Umgang mit Missbrauch entscheidet über Glaubwürdigkeit


Der Umgang mit Missbrauch ist aus Sicht des Vatikans «ausschlaggebend für die moralische Glaubwürdigkeit» der Kirche. Auch wenn die Fälle teilweise Jahrzehnte zurücklägen, sei es wichtig, die Vergehen anzuerkennen und den Opfern Wiedergutmachung zu leisten, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi in einem am Samstag veröffentlichten Wochenkommentar für Radio Vatikan. Nur so werde es möglich, «mit Demut und Vertrauen in die Zukunft zu schauen".

Zu diesem Vertrauen trügen positive Signale aus vielen Ländern bei, betonte Lombardi. Bischofskonferenzen, einzelne Bischöfe und kirchliche Institutionen in Deutschland, Österreich, Australien oder Kanada hätten klare und strenge Direktiven erlassen. Sie setzten sie entschieden zur Aufarbeitung und Prävention um.

Als gute Nachricht wertete Lombardi auch den siebten Bericht der katholischen Kirche in den USA über die Anwendung der Charta zum Kinder- und Jugendschutz. Dort habe die Kirche habe «einen guten Weg zur Erneuerung eingeschlagen», so der Vatikansprecher. Trotz mancher Vorwürfe werde das konsequente Vorgehen des Papstes und der Glaubenskongregation anerkannt.