Kardinal Kasper hat sein neues Buch vorgestellt

Die Ökumene kann nicht schiefgehen

Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper ist überzeugt, dass die Ökumene nicht schiefgehen könne. Es gebe in den verschiedenen christlichen Konfessionen so viel Gemeinsames und auf allen Seiten viel Sehnsucht nach Einheit, sagte der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen am Montagabend in der evangelischen Ludwigskirche in Freiburg. Dort stellte er sein im Herder-Verlag erschienenes Interview-Buch "Wo das Herz des Glaubens schlägt. Christsein in unserer Zeit" vor.

 (DR)

Auch wenn es im Augenblick nüchterner zugehe und schwieriger sei, erkennt Kasper viele Fortschritte im Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen. Deshalb sehe er für die Zukunft der Ökumene nicht schwarz. Trotz mancher Durststrecken sei man doch insgesamt auf einem guten Weg. Das sei auch die Meinung von Papst Benedikt XVI.

Kasper sprach sich für eine «Ökumene des Lebens» aus. Es dürften nicht nur Dokumente produziert werden, denn Texte seien «nur Papier», sagte der Kardinal. Erst durch die Frage nach dem, was der eigenen Kirche fehle, komme es zu einem «Austausch nicht nur von Ideen, sondern auch von Gaben», der dem umfassenden Anspruch des Wortes «Katholizität» entspreche. Der Begriff beschreibt in der katholischen Kirchenlehre die von Jesus Christus gestiftete weltweite Kirche und ihren allgemeinen Sendungsauftrag.

Ökumene, so der Kurienkardinal, dürfe nicht als kleinster gemeinsamer Nenner verstanden werden. Vielmehr gehe es darum, voneinander zu lernen. Als Herzensangelegenheit bezeichnete Kasper das Thema «Europa», dem auch das letzte Kapitel seines neuen Buchs gewidmet ist. Europa sei in einer tiefen Krise, so der Kardinal: «Wir sind drauf und dran, das christliche Erbe Europas zu vergessen.» Nicht der Islam sei dabei das Problem, sondern dass die Europäer mit dem Säkularismus ihre christliche Identität vergessen hätten.