Kardinal Kasper bekräftigt Absage an Judenmission

"Einmaliges und besonderes Verhältnis"

Kurienkardinal Walter Kasper hat die Absage der katholischen Kirche an eine Missionierung von Juden bekräftigt. "Es kann keine Judenmission geben, so wie es eine Heidenmission gibt", sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zum Judentum gebe es ein einmaliges und besonderes Verhältnis. Kasper untermauerte zugleich seine Kritik an einem jüngst veröffentlichten Papier des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zu dieser Frage.

 (DR)

Das ZdK hatte sein Nein zur Judenmission unter anderem mit theologischen Positionen begründet, die in der Forschung umstritten sind. Das hinter dem Papier stehende Anliegen sei zwar richtig, «aber die Durchführung lässt doch sehr zu wünschen übrig», erklärte Kasper. Hintergrund ist unter anderem die Frage nach dem nach christlicher Auffassung ungekündigten Bund Gottes mit Israel sowie der universalen Heilswirkung Jesu Christi. Kritik am Zentralkomitee hatte zuvor auch namens der Deutschen Bischofskonferenz der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller geübt.

Mit Blick auf den bevorstehenden Papstbesuch ins Heilige Land warb der vatikanische Ökumeneminister für eine Zwei-Staaten-Lösung. Auch die Palästinenser hätten das Recht auf einen lebensfähigen Staat. Kasper begleitet Benedikt XVI. auf dessen Nahost-Visite, die am Freitag beginnt. Scharf wandte sich der deutsche Kurienkardinal gegen judenfeindliche Tendenzen in der katholischen Kirche: «Wer offen und öffentlich antisemitische Positionen vertritt, der kann keinen verantwortlichen Platz in der Kirche haben.»

Auf die Frage nach den Perspektiven des konfessionellen Dialogs räumte Kasper ein, es gebe «noch ein paar wichtige Steine aus dem Weg zu räumen». Zugleich verwies er auf die jüngsten Fortschritte zwischen Katholiken und Lutheranern in der Frage des Amtsverständnisses, auf das in Kürze erscheinende «Harvest»-Papier des Einheitsrates sowie auf die Dialoge des Vatikan mit den orthodoxen und den altorientalischen Kirchen. Mit dem Patriarchat von Moskau etwa gebe es ein «neues, sehr positives Verhältnis».

Der Kardinal bekräftigte seine Absicht, im Mai 2010 am 2.
Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München teilnehmen zu wollen.
Voraussetzung sei aber, dass er dann noch im Amt sei, so der 76-jährige frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Der ÖKT wolle das gemeinsame Zeugnis herausstellen, das Christen in der säkularisierten Welt geben könnten. «Insofern verspreche ich mir viel von diesem Kirchentag», sagte Kasper.