Kardinal Hollerich sieht Spannungen in der Kirche gelassen

Die Kirche als Zelt begreifen

Die derzeitigen Meinungsverschiedenheiten in der katholischen Kirche sind nach Einschätzung des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich kein Grund zur Sorge. In Momenten des Umschwungs seien Meinungsverschiedenheiten normal.

Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker (KNA)
Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker ( KNA )

Hollerich sagte am Montag bei einer Pressekonferenz im Vatikan: "Ich bin nicht besorgt darüber, dass es Spannungen gibt." Die Kirche lebe derzeit an einer Epochenwende, die durch den Beginn der Digitalisierung gekennzeichnet sei. In solchen Momenten der Geschichte sei es "normal, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt".

Es brauche die Spannung

Laut Hollerich gilt es, notwendige und schädliche Spannungen zu unterscheiden. Wenn man die Kirche als ein Zelt begreife, sei eine gewisse Spannung notwendig, damit das Zelt überhaupt stehen könne.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Schädliche Spannungen gelte es jedoch zu vermeiden. "Es geht nicht um Kirchenpolitik", erklärte der Kardinal. "Würden wir Kirchenpolitik machen, dann täten wir denen einen Gefallen, die uns Christen verachten und am liebsten an den Rand drängen würden."

Unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache bringen

Die bevorstehende Versammlung der Weltsynode im Vatikan im Oktober werde, so Hollerich weiter, keine Spaltungen bewirken. Vielmehr werde sie unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache bringen und das wechselseitige Zuhören fördern.

Zwar gebe es derzeit einige laute und auch schrille Stimmen in der Kirche. Doch zeige die weltweite Befragung im Vorfeld der Synode, dass es einen erstaunlich breiten Konsens in der katholischen Kirche gebe.

Zu diesem Konsens gehöre, dass eine Synode, die als Zusammenwirken aller Getauften begriffen werde, auch demütig auf die Getauften aus anderen Kirchen und Gemeinschaften hören müsse. Hollerich erklärte, er rechne mit einer spürbaren Belebung der christlichen Ökumene durch die Synode.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA